Hamburger Jungz - Rock´n Roll, Fußball & Tattoos

Review

Deutschrock ist ja seit dem Ausscheiden der fränkischen Urgesteine eine recht umstrittene Angelegenheit. Wenn ich daran denke, wie vielen Diskussionen ich schon lauschen durfte, die sich über die richtige Nachfolge und vor allem die Rolle von FREI.WILD drehten, wird mir schwindelig. Denn dabei übersehen leider viele, dass der musikalische Anspruch bei den deutschsprachigen Vertretern der härteren Musik oft vergessen wird, so lange der Fokus auf provokanten, von Polemik geschwängerten Texten liegt. Das war früher so und hat sich kaum geändert, von daher hatte ich schon immer meine Probleme mit diesem Stil.

Bei dem neusten Werk der HAMBURGER JUNGZ kommt ein Diskurs aber gar nicht erst auf, denn hier ist schon beim Titel klar, um was es einzig und alleine geht: Rock´n Roll, Fußball und Tattoos, wobei der Fokus deutlich auf dem Ballsport liegt. Lied ein, Lied aus, wird auf relativ plumpe Art die Liebe zur Raute (für alle Nicht-Kenner: Es ist der HSV gemeint) hochgehalten, und das Ganze wird von einem durchschnittlichen Rocksound begleitet. Die Riffs waren alle schon einmal da, die Leads sind guter Standart, und der Fronter wirkt austauschbar, nur die Hamburger Schnauze macht sein Organ einzigartig. Und wenn es mal nicht um Fußball und Fankultur geht, erinnern Pseudo-Tiefe Tracks wie „Herr Ruin“ oder „Nicht Mal Die Engel“ eher an Oli P. als an gestandene, starke Männer. Okay, einige Melodien sind einfach gute Mitgröhler geworden, und können bestimmt Live etwas reißen, aber der Großteil plätschert einfach nur vorbei. Die Features von LOTTO KING KARL und ABSCHLACH sind für eine Hamburger Crew ja schon fast unvermeidlich, und diese machen auch die stärksten Tracks auf dem Album aus.

So bleibt nach einer über einer halben Stunde ein sehr durchwachsener Eindruck zurück, die musikalische Basis ist simples Rock-ABC, die Texte sind nur was für waschechte Hamburg/HSV-Fanatiker, und neue Ideen sucht man vergebens. Wer was zum Gröhlen und Fußballschauen braucht, ist hier richtig, wer gut durchdachte Musik will, eher falsch.

 

23.07.2012
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