Haste - When Reason Sleeps

Review

„A New Breed Of Metal To Come“ subsummiert die Werbeanzeige unbescheiden drei junge Bands aus den Staaten, darunter „Haste“. Das ist nicht ganz falsch, auf jene Art von Musik, wie Haste sie auf ihrem Zweitling (nach „Pursuit In The Face Of Consequence“ – 1999) schaffen, trifft man in letzter Zeit tatsächlich desöfteren. Refused, Candiria, Deftones sind nur einige bekanntere Namen, die ich mit diesem Soundgefüge spontan in Verbindung bringe. Enorme Wucht schlägt dem Hörer hier unters Kinn, nachdem er das knapp 1-minütige einleitende Gefasel überstanden hat. Irgendwie typisch amerikanisch kommt diese Musik daher: Zunächst viele bodenlastige Riffs, geklotzt statt gekleckert, als klassische Crossoverelemente Riots & Shouts – und u.a. eine hässliche Kreissäge am Mikrofon, irgendwo bei 2000 Hz anzusiedeln und stark in Richtung Refused orientiert. Wirklich interessant wird es aber vor allem dann, wenn sich die beiden Sänger Chris Mosley und Kelly Reaves an „echten“ Gesang wagen, meist angenehm (mehr-) stimmig und komplementär zum Gitarrenbrett. Dieses überfällige Verlassen der E-Brett-Schiene stellt sich erst mit dem 3. Song ein. Die Musik klingt auf einmal komplexer, die Instrumente werden vielschichtiger und abwechslungsreicher („Vicki… Is This A Compromise?“). Der Kreischer geht mir zwar durchgängig auf die Eier, sorgt aber immerhin für zweckmäßige Aggressivität. Ich muss gestehen, nach Auspacken des zu rezensierenden CD-Pakets und dem folgenden obligatorischen Titel-Zapping stand zunächst das Urteil „langweiliger amerikanischer Skate-Metal“ fest. Dies hat sich mit Beschäftigung mit der Scheibe grundlegend gewandelt: Hier hat man mir ein Kraft-Ei ins Nest gelegt, das auf den ersten Blick keinen sichtlichen Unterschied zu anderen Genre-Kollegen darstellt, nach dem Schlüpfen jedoch prügelt die Brut jeden aufgeklappten Unterkiefer Richtung obere Zahnreihe zurück! Öfter mal was auf die Fresse!

29.05.2001
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