Haunted Gorge - Rise From Twilight

Review

Ich persönlich finde es angenehm, dass der gute, alte Thrash Metal seit ein paar Jahren wieder im Kommen ist und somit unser heimatlicher Underground endlich wieder Bands hervorbringt, die sich diese Musikrichtung kompromisslos auf ihre Fahnen geschrieben haben. So auch die baden-württembergischen HAUNTED GORGE, die mit „Rise From Twilight“ ihr Debüt raushauen.
Trotzdem bin ich bei aller Freude über die Thrash-Renaissance nicht euphorisch, was dieses Teil hier angeht. Viel eher haben wir es mit einem zweischneidigen Schwert zu tun. Instrumentaltechnisch ist absolut alles im grünen Bereich. Von superschnellen Abrissbirnen („The Last Attack“) bis hin zu langsameren Bangern („Empty Eyes“) ist so ziemlich alles vertreten, was von TESTAMENT über METALLICA bis KREATOR Laune macht. Auch der von Alex Krull (ATROCITY) herrlich räudig-roh gemasterte Sound passt wunderbar ins Gesamtbild und hebt diese Eigenproduktion, die darüber hinaus noch hervorragend aufgemacht ist, weit über den üblichen Undergoundstandard.
Was allerdings ständig Kopfschmerzen bereitet, ist die gesangliche Leistung von Fronter Hebbe. Ich möchte dem Herrn keinesfalls absprechen, mit Leib und Seele bei der Sache zu sein, aber seinem Gröhlgegrunze fehlt es einfach an Kraft, Ausdruck und Abwechslung. Wenn es dann auch noch einen latenten Nervfaktor („Hidden Aggressions“) aufweist, kann selbst das killermäßigste Nackenzwirbelriff nichts mehr retten. Des Weiteren geht die opulente Spielzeit von knapp unter 60 Minuten (eigentlich löblich!) nach hinten los, weil wegen des genannten gesanglichen Defizits einfach der Drang, bis zum Ende aufmerksam durch die Gegend zu bangen, nicht aufkommen will.
Schafft es Hebbe, sich auf seinem „Instrument“ erheblich zu steigern, könnten deutsche Thrash-Combos der Marke HATRED einen echten Konkurrenten beim Kampf um den heimischen Underground-Thron bekommen. Bis jetzt reicht es für HAUNTED GORGE allerdings nur für die erste Treppenstufe des Thronsockels.

15.09.2004
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