Howling Giant - Crucible & Ruin
Review
Man kann Stoner Rock/Metal in erstaunlichen verschiedene Richtungen lenken. Unsereins zumindest muss sich das immer wieder in Erinnerung rufen, denn Stoner ist nicht gleich nur KYUSS, FU MANCHU oder CLUTCH, sondern eben auch ELDER, MARS RED SKY oder auch WEEDPECKER. Frei und paraphrasierend nach den Kochkünsten der Ludolfs definiert kann man Stoner Rock eben markig, kernig und ungewaschen haben oder eher psychedelisch, weitläufig und progressiv. HOWLING GIANT schwirren da so ein bisschen im Mittelfeld herum scheinen nach wie vor bestrebt zu sein, ihren Sound austarieren zu wollen. Die US-Amerikaner sind jüngst zu einem Quartett herangewachsen, aber offenbar waren die Arbeiten am neuen Album „Crucible & Ruin“ zum Zeitpunkt des Zustoßens von Neuzugang Adrian Zambrano wohl schon in vollem Gange.
Bei HOWLING GIANT wird es kernig UND psychedelisch
Worin die Herren aus Nashville gut sind, ist das Auskleiden ihres metallischen Stoner-Sounds mit jeder Menge kleiner, interessanter Details. Dadurch fühlt sich der Sound der Herren angenehm dreidimensional und durchaus fantasievoll an, wenn es so etwas in diesem Genre gibt. Das grundlegende Riffvokabular stimmt soweit auch, wobei sich die gegenständlichen Herren weniger an den klassischen Standards orientieren – in „Hunter’s Mark“ taucht mal so etwas wie ein ZZ TOP-Riff auf – sondern mehr die neuzeitliche Schule aus den Häusern MASTODON und BARONESS angehören, was ihre Gitarrenarbeit angeht, aber halt weniger im Hardcore geerdet. Keyboards finden auch gerne mal Einsatz, in „Archon“ beispielsweise in Form von herrlichen Mellotron-Samples.
Wo HOWLING GIANT dann aber Nachholbedarf zeigen, ist in puncto Liedermacherei. Während Rifftechnisch und überhaupt instrumental alles soweit stimmt, fehlt es dem Album bei aller Atmosphäre und solider Handarbeit, die im Gegensatz zu den Vorwerken laut Pressetext offenbar erstmals in einem richtigen Studio aufgenommen worden ist, an echter, greifbarer Dynamik, welche die Lauscher auf Empfängerseite an die Platte gebunden halten. Das hat einerseits mit dem etwas zu sehr nach Indie klingenden Gesang von Tom Polzine zu tun, der praktisch kaum den kumpelhaften Tonfall ablegt. Und zum anderen lassen die US-Amerikaner diverse Steilvorlagen hinsichtlich interessanter Harmoniewechsel, heftigerer Breaks oder anderweitig ungewöhnlicher Interjektionen links liegen.
Doch ein paar Mängel halten die an sich grundsympathisch wirkenden US-Amerikaner noch zurück
Und für sich sprechen die Tracks hinter „Crucible & Ruin“ nur bedingt. Das Handwerk ist der eigentliche Star der Show und mit der Hauptgrund, sich mit diesem Album zu beschäftigen – wenige in der zweiten Albumhälfte angesiedelte Tracks hinterlassen ebenfalls einen positiven Eindruck, aber an anderer Stelle wurde die Zeit zum Ausarbeiten nicht investiert. Denn wenn es darum geht, packende Songs zu schreiben, haben HOWLING GIANT zwar Tracks wie „Scepter And Scythe“ auf der Haben-Seite, aber auch jede Menge Songideen, denen selten kreativer Freiraum zur Entfaltung eingeräumt wird, wenn sie nicht geradezu dilletantisch arrangiert wirken. Das mag extrem klingen, doch man hört das deutlich in „Lesser Gods“, das zu Beginn so wirkt, als würde auf die einleitende, repetitive Basslinie einfach nur stur Layer um Layer aufgetragen werden, so als würde man im Heimstudio einen Loop Stück für Stück ergänzen.
Und „Scepter And Scythe“, aber auch „Melchors Bones“ zeigen hier direkt auf „Crucible & Ruin“ auf, dass die Band gutes Songwriting durchaus drauf hat. Und gerade diese Band, die eigentlich so grundsympathisch wirkt hin zum Punkt, bei dem das höchst ansprechende Cover tatsächlich von der Mutter von Sänger Polzine stammt, hätte man gewünscht, dass sie sich für Tracks wie das einleitende „Canyon“ etwas mehr Mühe gibt, denn ein Album mit einem derartig ziellosen Song zu eröffnen, der gefühlt einfach kein Ende nehmen möchte, ist nicht gerade die geschickteste Entscheidung, die man als Band für sein Album treffen kann. Dass die US-Amerikaner aber eben durchaus über kompetente Songwriting-Chops verfügen, zeigt, dass hier noch nicht alles verloren ist …
Howling Giant - Crucible & Ruin
| Band | |
|---|---|
| Wertung | |
| User-Wertung | |
| Stile | Heavy Metal, Stoner Rock |
| Anzahl Songs | 10 |
| Spieldauer | |
| Release | 31.10.2025 |
| Label | Magnetic Eye Records |
| Trackliste | 1. Canyons 2. Hunter's Mark 3. Archon 4. Lesser Gods 5. Beholder I: Downfall 6. Archivist 7. Scepter and Scythe 8. Melchor's Bones 9. The Observatory 10. Beholder II: Labyrinth |
