Hypothermia - Svartkonst

Review

Ein ganzes Album ohne Gesang, das ist eine schwierige Angelegenheit, denn oft fühlt es sich unvollendet an. Ausnahmen bestätigen auch in diesem Fall die Regel. Gehörte bei HYPOTHERMIA früher hohes, klagendes Geschrei wie selbstverständlich zum Repertoire, so selbstverständlich funktioniert „Svartkonst“ ohne. Die Schweden sind seit jeher vertonte Depression und das auf einer ganz anderen Ebene als viele der inzwischen scheinbar wieder aus dem Trend gekommenen DSBM-Bands.

HYPOTHERMIA funktioniert entweder ganz oder gar nicht, quasi das Äquivalent zur Vorbeirausch-Mucke. Ein Spektakel ist von „Svartkonst“ ebenso wenig zu erwarten wie Schunkelein oder Blastbeat-Attacken. Zielsicher wird eine Kombination aus depressivem, lethargischem Black Metal mit der gewissen, traurigen Schönheit des Post-Rocks kombiniert.

Obgleich die Feststellung gemacht werden muss, dass HYPOTHERMIA fernab jeglicher aktueller Trends agieren. Ihre Musik ist minimalistisch, auf das Wesentliche reduziert und nur von seltenen Eruptionen durchzogen. Wenn wie in „Effergöld“ die Gitarren mal etwas mehr Druck bekommen, gleicht es eher einem auf- und abschwellen als einem plötzlichen Aufbrausen.

Gleichzeitig macht diese Lethargie, dieses Dahingleiten „Svartkonst“ zu einem schwer zu verdauendem Album. Weder sind die fünf dargebotenen Stücke gesellschaftsfähig, noch für einen entspannten Moment allein geeignet. Das Gefühl der Niedergeschlagenheit ist bei HYPOTHERMIA allgegenwärtig und nichts vermag diese emotionale Leere zu durchbrechen – ein beinahe stilles Album. Traurige Leads, dezente, zurückhaltende Rhythmen und wenig Abwechslung mögen „Svartkonst“ langweilig erscheinen lassen, doch als Quelle, um im Weltschmerz zu versinken, eignet sich das Werk ebenso ideal, wie um sich den eigenen traurigen Gedanken hinzugeben.

„Svartkonst“ ist undurchdringlich und doch ein spannendes Kunstwerk, ein Beweis dafür, wie mit wenigen Mitteln starke Emotionen transportiert werden können. HYPOTHERMIA sind äußerst introvertiert und genau deshalb vermutlich nichts für große Kreise im Metal. Doch wer in Melancholie dahintreiben will, kann genau hier seinen Soundtrack gefunden haben. Ein nicht leicht zu greifendes Album, das nach herkömmlichen Kriterien schwer zu bewerten ist und doch gehört werden sollte.

26.05.2015

Chefredakteur

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