Ill Niño - Confession

Review

ILL NINO haben mit ihrem Debüt „Revolution Revolucion“ ein echtes Kunststück vollbracht. Sie haben es geschafft, mit einer ganz eigenen Umsetzung der gängigen New Metal-Stilvorgaben, die sie mit südamerikanischen Latino- und Percussionelementen angereichert haben, aus der mittlerweile viel zu großen grauen Masse dieser Modemusikrichtung herauszustechen. Dementsprechend euphorisch waren dann auch allerorts die Reaktionen auf besagtes Werk, was den Druck, einen mindestens ebenbürtigen Nachfolger abliefern zu müssen, immens erhöht haben dürfte. Dieser steht mit „Confession“ nun in den Regalen und kann leider Gottes die Klasse und Originalität seines Vorgängers nicht halten. Es handelt sich bei dieser Platte um eine Ansammlung von Gegensätzen. Auf der einen Seite stehen gutklassige Neo Thrash/New Metal-Hämmer, die sich auch bestens auf „Revolution Revolucion“ gemacht hätten. Da wären u.a. der Opener „Te Amo…I Hate You“ (wie war das mit den Gegensätzen?!), das rhythmisch mitreissende, sich stetig steigernde „Lifeless…Life…“ (siehe letzte Klammer) oder das treibende „Two (Vaya Con Dios)“. Demgegenüber steht aber unglücklicherweise eine nicht zu überhörende Anbiederung an äußerst gut verkaufende Acts der Marke LINKIN PARK. Sorry, nichts gegen Cristian Machados Stimme…ich wäre froh, wenn ich sie hätte. Aber der gute Mann kann gleichermaßen singen UND shouten. War dieses Verhältnis auf dem Vorgänger noch im Gleichgewicht, ist es auf „Confession“ eindeutig in Richtung der cleanen Melodien verschoben. Eingängigkeit und Ohrwurmqualitäten möchte ich Cristians Vocals dabei gar nicht absprechen, aber manchmal („This Time’s For Real“ oder „All The Right Words“) artet es in fast schon nervige Melodiepenetranz aus. Fällt dann auch noch die Leistung der Instrumentalabteilung ab, – „Unframed“ lässt z.B. ungewohnt saft- und kraftlose Gitarren erkennen, während das von Percussions dominierte „Numb“ trotz dieser Tatsache eher langweilig ausfällt – kommt man nicht umhin von einer mittelgroßen Enttäuschung zu sprechen. Anstatt die auf dem Debüt noch in ungeschliffener Form vorhandene Individualität vollkommen auszuprägen, gehen ILL NINO lieber auf Nummer sicher und produzieren zum Großteil simpel gestrickte Mitträllerohrwürmer, die zweifellos schnell ins Ohr gehen, dieses aber nicht wie erhofft (und insgeheim erwartet) in entzückzes Erstaunen versetzen. Einzig „Cleansing“ (härtestes Riff der Bandgeschichte) und „Re-Birth“ (Drum n‘ Bass-Fundament) gehen als kleine Überraschungen durch. Schade, schade! Ob diese Entwicklung gen Mainstream an Neu-Klampfer Ahrue Luster liegt? Kaum ist er bei MACHINE HEAD draußen, hauen diese uns mit „Through The Ashes Of Empires“ ein Album um die Ohren, das das glorreiche Feeling von „Burn My Eyes“ und „The More Things Change“ wieder heraufbeschwört. Freut Euch auf den 27.10. und DAS Comeback des Jahres! Und für ILLinkiNINO bleibt nur zu hoffen, dass sie mit Album Nr. 3 wieder die Kurve kriegen.

09.10.2003
Exit mobile version