Ill Niño - One Nation Underground

Review

ILL NINO sind ein perfektes Beispiel, wie man sich nach einem eigenständigen, in allen Belangen überzeugenden Debüt selbst ans Bein pissen kann (wenn man jetzt mal von Verkaufszahlen absieht). Erreicht hat man dies durch eine seichtere Ausrichtung und einer damit verbundenen Anbiederung an den Mainstream auf dem von der Presse vielerorts zurecht kritisierten Zweitwerk „Confession“. Quo vadis, Ihr Vorreiter des Latino Metal?
Antworten liefert nun das dritte Album „One Nation Underground“… oder auch nicht. Freut man sich nach den ersten beiden Tracks, die einem suggerieren, dass sich die Jungs die Kritik am Vorgänger zu Herzen genommen haben, folgt die Ernüchterung erneut auf dem Fuße. Bricht der Opener „This Is War“ seinem Namen alle Ehre machend wahrhaftig brachial aus den Boxen und besticht das darauf folgende „My Resurrection“ durch einen hammermäßigen Tribaldrum-Rhythmus samt bretthartem Riff-Stakkato, schleicht sich danach wieder der übertriebene Clean-Melody-Refrain-Kaugummi ein. Wie ich schon in meinem Review zum Vorgänger erwähnt habe: Nichts gegen Machados Stimme, super! Aber die Vehemenz, mit der einem hier bei 80% der Tracks zuckersüße Singalongs ins Ohr gedrückt werden, nervt auf die Dauer einfach.
Hinzu kommen lasche Songs wie „All I Ask For“ oder „What You Deserve“, mit denen die geneigte Zeilgruppe auch in jedem beliebeigen Alternative-Punk-Chart-Format penetriert werden könnte. Eingängig sind sie ohne Zweifel, aber eben auch klebrig wie die Sau!
Schade eigentlich, wenn man bedenkt, zu was die Truppe um ex-PRO-PAIN/MOD-Drummer Dave Chavarri ohne Mainstreamlastigkeit in der Lage wäre. Man nehme nur das MetalCore-lastige „Turns To Grey“, dessen Ausrichtung mit Gaststar Jamey Jasta (HATEBREED) am Mikro nicht verwundert, oder das abgehackte „In This Moment“ und addiere die wie immer typisch-coolen Latino-Flamenco-Salsa-Elemente und die zwischen all dem Kraftlosgedudel leider nur selten angedeuteten, großartigen Brachialgitarren-Ideen (bestes Beispiel: „De La Vida“) hinzu, man hätte eine Platte, die „Revolution Revolucion“ in nichts nachstünde.
So aber müssen ILL NINO aufpassen, dass sich ihre Zielgruppe demnächst nicht vermehrt aus gängigem MTV-Klientel samt ein paar SANTANA-Fans rekrutiert. Einmal mehr nur knappe 6/10!

05.10.2005
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