Indian Nightmare - By Ancient Force

Review

„By Ancient Force“ heißt das neue Geschoss von INDIAN NIGHTMARE. Es wird wie jedes Album, das Ambitionen in Richtung Zweitdurchlauf hegt, mit einem amtlichen spitzen Schrei eingeleitet. Ausgestoßen von einem Sänger, der sich voller angebrachter Selbstachtung Poison Snake zu nennen hat. Und auch nach diesen ersten Sekunden macht die zweite Platte der Berliner Gang mit Wurzeln in Indonesien, Italien, der Türkei und Mexiko viel genau richtig.
Grundsätzlich von Vorteil ist es dabei, dass INDIAN NIGHTMARE beherzigen, was selbstverständlich sein sollte: Sie ignorieren Dekaden, die nicht mit einer Acht beginnen. Und nehmen damit eine Hürde, die für nicht wenige Bands ganz offensichtlich zu hoch ist.

INDIAN NIGHTMARE treffen richtige Entscheidungen

„By Ancient Force“ huldigt also dem ganz frühen Thrash in seiner enthusiastischen, seiner ungehobelten, seiner latent punkigen Form. Nicht nur METALLICA bis maximal zum Debüt sind nah und nach 2019 klingt hier nichts. Es gibt keine Wall of Sound, keinen Loudness-War, dafür tatsächlich ein cooles Fünf-Typen-in-der-Garage-Feeling. Passend zur wilden Darbietung gibt es feinste Evil-Popcorn-Drums, die auf den ersten DESTRUCTION-Scheiben nicht künstlerisch aus dem Rahmen gefallen wären bzw. derer sich auch Filthy Animal Taylor niemals geschämt hätte.
Insgesamt ist die Musik der selbst ernannten Tribal Metal Punks aber weniger räudig oder gar rumpelig als wahlweise befürchtet oder erhofft. Die recht langen Songs folgen bei aller Grundhektik durchaus nicht nur Schema F und bergen einige alsbald funkelnd hervortretende Details, die mit Dilettantismus, sei er auch noch so charmant, kaum unter eine Kutte zu bringen sind.

„By Ancient Force“ funkelt unter der dreckigen Oberfläche

So offenbaren sich in „Serpent’s Eye“ beispielsweise nach MEGADETH-Riffing in der Mitte IRON MAIDEN-Leads, während „Land Of The Damned“ erst am Ende die großen Melodien auspackt. „Yang Terampas Dan Terhisap“ wiederum ist allein durch seine packenden Gitarren-Hooks ein Ohrwurm und „The Awakening“ zum Abschluss ein in diesem Kontext endgültig unwahrscheinliches Epos aus NWOBHM und Thrash.
Unter der ungehobelten Oberfläche sind INDIAN NIGHTMARE damit eine kompositorisch und melodisch packende Heavy Metal-Band, sind sozusagen eine glitzernde Achtziger-Jukebox, versteckt in einem einschüchternden, doch maximal coolen Abriss-Laden. Und „By Ancient Force“ toppt das Debüt „Taking Back The Land“ ohne Energieverlust.
Dass INDIAN NIGHTMARE optisch in Wahrheit wie eine Kreuzung aus MÖTLEY CRÜE, DEATH SS und NIFELHEIM daherkommen, das ist allerdings auch kein Minuspunkt.

31.05.2019
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