Invader - Invader

Review

Wo soll stilistisch urreiner US-Metal wohl herkommen, wenn nicht aus Seattle, der größten amerikanischen Stadt des Nordwestens? Nicht nur aufgrund dieser Tatsache, sondern auch, weil andere metallische, ja wirklich waschecht metallische Größen wie METAL CHURCH oder QUEENSRYCHE ebenfalls aus der Washingtoner Stadt kommen. INVADER agierten hingegen schon seit jeher im Hintergrund, im Schatten genannter Größen. Doch wie die Erfahrung zeigt, sagt das über die musikalische Qualität nicht zwangsweise etwas aus. Vielleicht lag dies auch viel mehr daran, dass sich der Vierer im Jahr 1981 gründete, gute elf Jahre später ein Album an den Mann brachte und sich im Anschluss auflöste.

2012, also zu absoluten Hochzeiten der Wiedervereinigungen und erneut aufflammenden Freundschaften war es auch für INVADER an der Zeit, die Instrumente wieder zur Hand zu nehmen. Was man allerdings auf dem selbstbetitelten Langeisen zu hören bekommt, sind nicht die aktuellen Künste der Jungs, sondern eine remasterte Version des Debütalbums aus dem Jahr 1992. Wer also den Retrocharme bemerkt, der sollte wissen, dass es nicht nur Charme ist, sondern dass die Platte tatsächlich über klassisch/traditionelle Wurzeln verfügt. Dass großartige Veränderungen einem nicht gleich in den Allerwertesten beißen liegt vermutlich daran, dass Pure Underground Records offenbar viel Wert darauf gelegt haben, das gute Stück weiterhin auch klangtechnisch in einem old-schooligen Rahmen zu halten.

So kommt der Sound zwar differenziert durch die Anlage gestoben, doch knarzen und knattern tut es irgendwo dennoch. Auch das exzentrische Organ von Sänger Gary Cobb ist typisch 80er/90er und einfach originaler US-Metal. Wenngleich der Gute gar den einen oder anderen windschiefen Ton drin hat, macht es das Ganze beinahe nur sympathischer. Auch der bedachte Einsatz des Keyboards verziert “Invader“ auf eine sehr dezente Art und sorgt in diesem Sinne für das nötige Maß an Abwechslung, obgleich INVADER durchaus bemüht sind, auch kompositorisch nicht nur eine stets gleichartige Schiene zu fahren. Ungewöhnlich oft regiert eine melancholisch gefühlvolle Stimmung auf einem Midtempo-regierten Fundament, doch mit Stücken wie etwa “The Uncontrollable Fire“ zeigen die Amerikaner, dass sie den Ofen auch ordentlich in rockiger Form feuern können. Fans von charakteristischen US-Metal und mit einem Sinn für die puristisch traditionelle Ader, werden bei dieser Scheibe keinen Fehler begehen.

23.10.2012
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