Janus-Experiment - Michelangelo 2012

Review

Alter Schwede, das nenn‘ ich eine Überraschung! Da setzt sich ein junger Musiker namens Heiko Mürkens einfach mal so hin und konzipiert und komponiert quasi im Alleingang das erste deutschsprachige Metal-Musical. Respekt, der Herr!

Das Projekt wird als JANUS-EXPERIMENT geführt, die Geschichte selbst handelt – wie der Name schon verrät von Michelangelo Buonarroti – wobei sich Heiko dessen Lebensgeschichte hergenommen hat um diese zu vertonen. Um die Story so lebendig wie möglich zu gestalten hat er sich jede Menge an Sängern und Sprechern eingeladen, ebenso aber muss man erwähnen, dass er zwar als Komponist, Produzent und Aufnahmeleiter fungierte und auch sämtliche Orchestrierungen übernommen hat, als Musiker jedoch „nur“ als Keyboarder in Erscheinung tritt.

Will sagen, ein egomansiches Solo-Projekt oder dergleichen ist das Ganze definitiv nicht, im Gegenteil, Heiko hat einen Großteil der Kompositionen so angelegt, dass den Musikern durchaus Freiraum zur Entfaltung bleibt. Nicht zuletzt dieser Umstand lässt mich immer wieder daran denken, wie spannend und interessant eine Live-Umsetzung der Geschichte sein müsste.

Bis dahin ist es aber wohl ein verdammt harter und steiniger Weg und das JANUS-EXPERIMENT befindet sich ja quasi noch in den „Kinderschuhen“ (bitte nur szenetechnisch zu verstehen, denn hinsichtlich der Umsetzung und der detailreichen Arrangements kann sich die Chose durchaus mit Größen vergleichen lassen!), sollte jedoch auf jeden Fall für Liebhaber von Formationen und Projekten wie dem TRANSSIBERIAN ORCHESTRA oder AYREON von regem Interesse sein.

An deren Genialität reicht es logischerweise noch nicht, wie man durchaus auch sagen muss, dass durch den eher dünnen Sound so manche Details leider ein wenig auf der Strecke bleiben. Doch das alles stellt keinen Grund für Gemecker dar, denn in Sachen Enthusiasmus und Ambition ist Heiko jetzt schon ein ganz, ganz Großer. Auch was die Kompetenz in Sachen Umsetzung seiner Ideen betrifft, muss hier einfach den Hut ziehen, denn wer es schafft mit orchestralen Klängen, die von Bombast, Theatralik und phasenweise auch von Kitsch leben, einen dermaßen guten Eindruck zu hinterlassen, muss Vieles richtig gemacht haben.

Für mich jedenfalls ist die Chose vor allem deshalb eine gelungene, weil es Heiko gelungen ist, trotz aufwändiger Inszenierung des Musicals den Metal an sich nicht zu kurz kommen zu lassen. Ein überaus wagemutiges Experiment, das für mein Dafürhalten nicht zuletzt auf Grund der Tatsache, dass sich Metal-Gitarren und Orchestrierung perfekt ergänzen, wirklich gelungen ist. Bravo (und Zugabe!)

20.09.2012
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