Kaeck - Het Zwarte Dictaat

Review

Hallo, liebe Leserin/lieber Leser. Schön, dass Du hier bist. Wenn Du dem Schlagwort „Black Metal“ hierher gefolgt bist in der Hoffnung, der nächsten Entwicklungsstufe dieses immer mehr in der Modernisierung befindlichen Genres beiwohnen zu können, dann wird Dich die zweite Scheibe „Het Zwarte Dictaat“ der Niederländer KÆCK (im folgenden aus Gründen der Suchmaschinenfreundlichkeit KAECK geschrieben) bitter enttäuschen. Denn das Trio macht genau da weiter, wo der Vorgänger „Stormkult“ im Speziellen und die Zweite Welle im Allgemeinen (nie wirklich) aufgehört hat, und schert sich dabei einen Dreck um moderne Produktion. Genau: Es gibt raue Black-Metal-Finsternis zu bewundern, wie sie nur im dunklen, schummrigen Keller in Norwegen (bzw. hier: in den Niederlanden) aufgenommen werden kann. Also nix mit UADA und Co.

KAECK schmeißen die Rumpel-Rödel-Robmaschin an

Wer es düster, kalt und rau mag, ist hier also goldrichtig. Dabei steht die Qualität der Musik zunächst einmal in keinem proportionalem Verhältnis zur Qualität des Covers. Während das einem nämlich mit seiner grafischen Pracht der Marke PS1-Full-Motion-Video das Wasser in die Augen schießen lässt, rumpelt der Black Metal der Niederländer vollkommen schnörkellos und humorbefreit durch die Boxen.

Nachtrag d. Red.: Das Albumcover ist tatsächlich keine Grafik sondern ein Foto. Die Band hat sich bei mir gemeldet und das klargestellt. Dafür entschuldige ich mich. 

Der Nutzen von Pseudonymen und der Mangel an konkreten Infos von Seiten der Presseinfo macht es ein bisschen schwer, zu beurteilen, ob bzw. was sich am Lineup geändert hat, aber Oovenmeester ist auf jeden Fall wieder als Sänger zu hören. Eine weitere Konstante ist wie angedeutet der untergründige Sound, wobei die Hässlichkeit diesmal noch ein bisschen mehr nach Fisher-Price-Kassettenrekorder klingt als zuvor.

Die raue, urtümliche Aggressivität bleibt definitiv der Fokalpunkt des musikalischen Bestrebens im KAECK-Kosmos, wird nun aber durch einen erhöhten Grad an Atmosphäre sekundiert. Dabei wurden die Gitarrenriffs etwas vereinfacht (möglicherweise ein Nebeneffekt eines eventuellen Besetzungswechsels?), was zur Folge hat, dass „Het Zwarte Dictaat“ insgesamt noch einmal eine Nummer primitiver und ursprünglicher anmutet als sein Vorgänger, der zwar auch nicht gerade komplex arrangiert war, aber doch etwas mehr an dynamischeren Riffs in petto hatte. Sprich: Man bekommt als grimmer Kuttenträger richtig schön kalte Ursuppe serviert, die sich einen feuchten Kehricht um technische Sperenzien und Transparenz im Klang schert.

„Het Zwarte Dictaat“ klingt nach kalter Ursuppe

Damit schneiden sich KAECK allerdings erfreulich selten ins eigene Fleisch, ein Umstand, der schon auf dem Vorgänger fast wie ein Paradoxon anmutete. Klar, mit noch weniger instrumentalen Tiefgang fallen gerade die Downtempo-Passagen im Titeltrack sowie auf „De Kabal“ teilweise arg monoton aus. Aber oft sind es hier die ebenso kalten Synthesizer im Hintergrund, welche die Kohlen aus dem Feuer holen. Es bleibt natürlich ursprünglich über den Verlauf der Gesamtspielzeit, wobei KAECK ihre Einflüsse offen zur Schau tragen. Besonders Oovenmeesters exzentrischere Momente wie sein Aufjaulen in „De Kwekeling“ oder sein manisches Gelache in „Sektarische Magie“ erinnern gern an Attila Csihar, auch wenn der sich die expressive Butter natürlich lange nicht vom Brot nehmen lässt.

Generell gefällt „Het Zwarte Dictaat“ auf dem zweiten oder dritten Hör. Mit der musikalischen Ursprünglichkeit, die dem Hörer vor allem in den langsameren Passagen schwer im Magen liegen dürfte, kann man sich aufgrund der neuen Gewichtung auf Stimmung gut arrangieren. Dieses Entgegenkommen auf Empfängerseite muss natürlich über kurz oder lang aufgewandt werden. Wer dazu nicht bereit ist, wird mit „Het Zwarte Dictaat“ wohl weniger anfangen können, zumal sich die Niederländer ohnehin gegen die aktuellen Entwicklungen des Genres sträuben und wenig von eingängigen Strukturen und noch weniger von eingängigen Melodien halten. Für all jene, denen der Black Metal allerdings in jüngeren Jahren zu hipsterlastig geworden ist, dürfte „Het Zwarte Dictaat“ genau das richtige sein.

21.10.2021

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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