Kall - Brand

Review

KALL sind zurück – Die Reinkarnation von LIFELOVER zeigt auf ihrem zweiten Full-Length-Album „Brand“ mehr Indie und Bombast denn je. Vor gut fünf Jahren haben die Schweden zuletzt von sich hören lassen. Umso besser, dass sie sich dieses Jahr mit einer hörenswerten Scheibe am dunklen und tristen Depressive Suicidal Black Metal Himmel zurück melden.

Fast schon smooth – KALL

Wer Musik von KALL kauft, weiß, was ihn erwartet. Schleppende, in die Länge gezogene Intros, packende Gitarrenriffs und eine durchweg stechende Tristesse, die mit einer guten Portion Popart schon fast ironisch wirkt. Experimentelle Saxophon-Einlagen und verwirbelte Gitarrensoli unterstreichen das.

„Brand“ ist eine kathartische Erfahrung. Es geht um Schmerz, es geht um Verzweiflung und Stille. All dies mit einer wilden Mischung aus diffusen Wahrnehmungsveränderungen und Resignation. Die eigens titulierte Stilrichtung „Velvet Underground of Black ’n‘ Roll“ kommt nicht von ungefähr. KALL bescheren den Fans ein Crescendo der Ohnmacht, ein Kaleidoskop aus Farben und Lebenslust mit einer Spur Atemlosigkeit und Aufgabe.

Mit Stolz erhobenem Mittelfinger – „Brand“

Wer sich intensiv mit dieser Musikrichtung beschäftigt, weiß, wie komplex und vielseitig die dunkle Seite der Macht sein kann. Nicht jeder versteht sie, nicht jeder mag sie und oft wird sie verkannt. Ähnlich wie ihre Artverwandten APATI und HYPOTHERMIA bewegen sich KALL ganz und gar uneuphorisch. und doch majestätisch im tiefgründigen Gefilde des Metal. Dabei driften sie stetig weiter weg vom Mainstream.

Panikmache am Saxophon

Shoegaze, Post-Rock, charakteristische Akustikparts und Black Metal – das Rezept für KALL und das, was die Fans an LIFELOVER so sehr zu schätzen gewusst haben. „Brand“ bietet sechs knackige Songs, die regelrecht gelesen werden wollen. Nach mehrmaligem Hören wird das ein oder andere Detail erkennbar, das beim ersten Durchgang noch nicht präsent schien.

Der Song „Eld“ ist ein Anspieltipp mit Wärme und Eingängigkeit. Ein Track, der Hymnencharakter besitzt und fast schon als positiver Moment auf dem Album durchgeht. Ein Gegenstück dazu ist „Hide Below“. Darin gewinnt Beklommenheit die Oberhand und bahnt sich mit einsetzender Schwermut ihren Weg in sanften Wellen durch die Melodien.

11.06.2020
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