Kalmen - Funeral Seas

Review

KALMEN begeben sich mit ihrem zweiten Album „Funeral Seas“ auf eine Reise in die turbulente See, die der menschliche Geist darstellt. Dabei loten die Matrosen vornehmlich finstere Abgründe aus und singen von schroffen Untiefen, die am brüchigen Rumpf kratzen. Taktgeber ist die Schiffstrommel, unter deren hypnotischen Schlag die Ruderer ächzen. Schlägt das Schiff Leck, strömt pechschwarzes Wasser unter Deck und raubt jedem den Verstand, der die beißenden Tropfen auf der Haut spürt.

Soweit eine prosaische Beschreibung von „Funeral Seas“. Das Zweitwerk der aus verschiedenen Winkeln Ostdeutschlands stammenden Band KALMEN führt konsequent den Weg des Vorgängers „Course Hex“ fort. Brüchiger Black Metal trifft auf psychedelischen Doom Metal. Das klingt auf dem Papier erst einmal nicht so innovativ, da es gefühlt schon viele Bands gibt, die einen solchen Stil spielen.

„Funeral Seas“ ist ein düsterer Trip durch eine trügerische See

KALMEN gelingt es aber dennoch, ihre Nische souverän zu besetzen. Der vielschichtige Sound wirkt stellenweise etwas dünn, schafft dadurch aber auch eine düstere, beinahe zerbrechliche Atmosphäre, die ein Gefühl der Beklemmung erzeugt, den Zuhörer aber auch in ihren Bann zieht. Obwohl zurückhaltend gespielt, treibt das Schlagzeug durch die einzelnen Songs, führt durch verwaschene Gitarrenwände, zu leidenden Schreien und verwehenden Gitarrensoli. Nur auf dem Song „Uninfinite Black“ wird ein bisschen auf das Gaspedal getreten, was aber keinen Bruch mit dem restlichen Album-Sound zur Folge hat, da die Nummer sich weiterhin gut in „Funeral Seas“ einfügt.

Die wenigen Schwächen des Albums sind in diesem Zusammenhang eigentlich verschmerzbar, letztlich aber zu präsent, um sie komplett auszuklammern: Stellenweise ist das Album etwas zu sperrig, gleichzeitig aber auch nicht so zwingend, dass der Zuhörer bereitwillig einen Blick auf die Details wirft. Davon haben KALMEN tatsächlich auch einige versteckt, was die Langzeitwirkung von „Funeral Seas“ erhöht, aber im Kontrast zum meditativen Sound nicht immer glückt.

KALMEN schaffen eine beklemmende aber auch meditative Atmosphäre

„Funeral Seas“ ist ein düsterer sowie hypnotischer Trip in die Tiefen der menschlichen Seele geworden. Handfester als andere Vertreter des Psychedelic-Black-Metal-Subgenres wie ORANSSI PAZUZU oder A FOREST OF STARS, sind KALMEN als Alternativ-Empfehlung ein Ohr wert. Unterm Strich ist KALMENs zweiter Streich ein gutes Album, das einen grauen Tag noch düsterer wirken lässt, aber vielleicht gerade dadurch mit Sinn ausstattet. Wer bereits das Debüt gut fand, kann hier bedenkenlos zugreifen.

24.10.2018
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