Karl Sanders - Saurian Apocalypse

Review

„Saurian Apocalypse“ ist nach „Saurian Meditation“ (2004) und „Saurian Exorcisms“ (2009) bereits das dritte Solo-Album von NILE-Mastermind Karl Sanders.

Die Nebenspielwiese von Karl Sanders

Für sein Ambient-Folk-Oriental-Projekt arbeitet Karl Sanders mit Ex-NILE-Schlagzeuger und Percussionist Pete Hammoura und Sänger Mike Breazeale zusammen, welcher ebenfalls auf vielen NILE Alben mit zusätzlichem Gesang zu hören ist. Man könnte also quasi sagen, dass das hier zumindest personell so etwas wie NILE Nr. 2 ist. Musikalisch und auch inhaltlich geht es hier auf „Saurian Apocalypse“ allerdings in eine etwas andere Richtung.

Fiktion

Die musikalischen und lyrischen Themen von „Saurian Apocalypse“ beschreiben die fiktive Reise des Dr. Eduardo Lucciani. Hierbei handelt es sich um einen der wenigen Überlebenden der Selbstzerstörung der Menschheit, der in die Abwärtsspirale des Wahnsinns abdriftet, nachdem er die Schrecken der Saurian Meister entdeckt. Es soll sich bei diesem dritten Album um das große Finale der Saurian-Saga handeln.

Die Entwicklung

Entstand das Projekt zunächst aus der Idee heraus, bisher nicht verwendete Instrumentalstücke und Zwischenspiele von NILE zu veröffentlichen, hat das Projekt inzwischen ein Eigenleben und eigenen Charakter entwickelt. Visionär Karl Sanders schreibt nun speziell für diese Alben und führt mit „Saurian Apocalypse“ den mit „Saurian Exorcisms“ eingeschlagenen Weg fort. Was beim Debüt noch etwas zusammenhanglos und dadurch auch langweilig wirkte, ist nunmehr stärker in sich geschlossen und stimmig. Und folgt dem zugrundeliegenden lyrischen Konzept.

„Saurian Apocalypse“ ist primär so etwas wie ein instrumentaler, atmosphärischer Soundtrack zwischen Ambient und orientalischem Folk, sehr cineastisch angelegt. Um seiner Vision authentisch Ausdruck zu verleihen, spielt Karl Sanders neben der Gitarre auch viele traditionelle orientalische Instrumente wie Baglama Saz, das altägyptische Sistrum, Dumbek oder auch die Glissentar. Dazu gelegentlich Samples, Chöre und Synthesizer. Zweites wichtiges Element sind die Rhythmen und Grooves von Pete, die im Zusammenspiel die exotisch, ethnisch wie cineastisch anmutende Musik ausmachen. Der ferne, unheilvolle Gesang kommt dabei eher selten zum Tragen. Das Ganze hat dabei immer wieder einen angenehmen DEAD CAN DANCE-Vibe, wenngleich „Saurian Apocalypse“ komplexer und bedrohlicher tönt.

Eröffnet wird „Saurian Apocalypse“ von „The Sun Has Set On The Age Of Man“. Das Stück baut gleich diese unheimliche, mysteriöse Stimmung auf, mit unheilvoll hallenden Flöten sowie einem Akustikgitarren-Solo von Rusty Cooley, welche die Atmosphäre in dem düster-hypnotisierenden Song erhöhen. „The Disembodied Yet Slither Among Us“ dagegen lebt von gefühlvollen Akustikgitarren und Ambient-Dröhnen. Die Metalfans werden aber sicher eher vom zugänglich bissigen, groovenden „The Evil Inherent In Us All“ sowie vom hypnotischen, cineastischen „Divergence: The Long Awaited Third Primordial Ascension“, das einzige Stück mit Metal-Gitarrensolo, bluesigen Einflüssen bei den Gitarren und treibendem Groove, angesprochen. Der Song erinnert in seiner Art ein klein wenig an KYUSS. Richtige Hitsongs finden sich hier keine, Karl Sanders verpasst uns hier eher so etwas wie einen cineastischen, psychedelischen Trip.

„Saurian Apocalypse“ spricht in erster Linie aufgeschlossene Fans an, die bereit sind, in diesen Soundtrack, fernab dem Death Metal von NILE, einzutauchen.

19.07.2022

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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