Katla - Allt Þetta Helvítis Myrkur

Review

Nachdem KATLA für ihr Debütalbum „Móðurástin“ und die dem vorausgegangene EP „Ferðalok“ vollkommen zurecht bei uns gehypt wurden, jagen sie nun den zweiten Langspieler „Allt Þetta Helvítis Myrkur“ hinterher. Zu Deutsch bedeutet der Titel so viel wie „All diese verdammte Dunkelheit“, und KATLA scheinen all die verdammte Dunkelheit aus ihrem Inneren in dieses Album gegossen zu haben. Der bisher dominierende Rock-Charakter ist zwar stellenweise erhalten geblieben, „Allt Þetta Helvítis Myrkur“ ist insgesamt aber eher ein Blackened-Doom-Album geworden, was die Single „Sálarsvefn“ treffend veranschaulicht.

„Allt Þetta Helvítis Myrkur“ hätte kaum treffender betitelt sein können

Ein dissonantes, langanhaltendes Grollen eröffnet „Allt Þetta Helvítis Myrkur“. Es wird sich schnell als stimmungsgebend für die Platte erweisen, denn die dadurch entstehende Doom-Atmosphäre hat den Hörer von da an fest im Griff. Der melancholisch Klargesang von Einar Thorberg Guðmundsson trägt den musikalisch eher unspektakulär verlaufenden Opener und transportiert das Gefühl von Verzweiflung, das dem ganzen Album anhaftet. Neben der Schwere des Gemüts überführen KATLA aber auch die Kälte und Rohheit ihrer isländischen Heimat in raue Klänge. Wer schon mal im Winter in Island geweilt hat, kennt neben der Dunkelheit, die schon im Albumtitel steckt, auch den erbarmungslosen Wind, der über schroffes Gestein hinwegfegt und sowohl an den körperlichen als auch an den seelischen Kräften zehrt.

KATLA geben ihren Stücken viel Raum

Dieser Wind findet sich im Titeltrack „Allt Þetta Helvítis Myrkur“ wieder, der – wie zu erwarten – wie kein anderer exemplarisch für das Album steht. In seinen knapp zwölf Minuten mäandert er zwischen ruhigen, gar andächtigen Stellen und schleppend schwerem Doom, der Bilder von einem schwarzen Land unter einem bleiernen Himmel heraufbeschwört. Noch ganze zwei Minuten länger ist der Rausschmeißer „Svartnætti“, der sich in seinem Verlauf als der stärkste Track des Albums herausstellt. Trügerisch fröhlich beginnt er im Vergleich, um sich schließlich zu einem melodisch mitreißendsten Stück zu entwickeln und – nach einer Tour de Force durch verschiedene Stimmungen – schließlich in einem dramatischen Finale mit Streichern und einem Chor kulminiert.

Klänge, die man fast körperlich fühlt

Eine kleine Pause von ‚all der verdammten Dunkelheit‘ bietet übrigens „Húsavíkur-Jón“, in dem die rockigen Wurzeln von KATLA widerhallen. Unbeschwert ist jedoch auch dieser Track nicht. Man muss Island nicht kennen, um die tiefe Düsternis und erdrückende Schwere dieses KATLA-Albums zu verstehen, doch wer Island kennt, wird die hier in Klänge gegossenen Emotionen umso besser nachvollziehen können. Mit „Allt Þetta Helvítis Myrkur“ lässt es sich hervorragend in der Melancholie suhlen, die KATLA hier so treffsicher vertont haben.

19.11.2020

headbanging herbivore with a camera

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