Khonsu - The Xun Protectorate

Review

KHONSU sind eine faszinierende Band, das zeigten sie schon vor zwei Jahren auf „Anomalia“. Bis jetzt ist das norwegische Extreme-Metal-Duo allerdings an mir vorbei gegangen. Denn weder die Genre-Einordnung „Industrial Black Metal“ noch die beworbene Verwandtschaft zu KEEP OF KALLESINs Obsidian C. wecken bei mir große Neugierde. Ein gewaltiger Irrtum, wie „The Xun Protectorate“ beweist – eines der besten Alben des Jahres 2016!

Damit ist die Katze bereits aus dem Sack. Aber „The Xun Protectorate“ ist einfach überwältigend, und zwar vom Konzept bis zur finalen Umsetzung. Einen großartigen Einfluss hat dabei Gastsänger Torstein Karelius (MANES), der den Songs dank seines fantastischen Klargesangs eine majestätische Eleganz verleiht. Aber selbst das ist nur einer der Bausteine, die KHONSUs Zweitwerk zu einem atemberaubenden Werk machen.

Ein großartiger Weltraumtripp!

Grundstein ist schließlich das hervorragende Songwriting von Bandkopf S. Gronbech, der auf einer Industrial-Black-Metal-Grundlage einen spektakulären, musikalischen Weltraum-Trip erschaffen hat. Dynamik, Spannungsbögen … es sitzt von der ersten bis zur letzten Sekunde. Ob steriles Schlagzeug-Gehämmer, erhabene Lead-Gitarren oder experimentelles, abgedrehtes Riffing – in Zusammenarbeit mit ausgiebig genutzten Synthesizern und dem Wechselspiel aus harschen Vocals und klarem Gesang, ergibt sich das große Ganze von selbst.

Kleinkariert könnte man jetzt anführen, dass das Geschrei von To’i (CHTON, KILLING FOR COMPANY) nicht durchgehend so überragend ist, wie Karelius‘ Gesang, aber das wäre ungerecht. Denn To’i bietet eine große Facette von gepresst bis keifend und hinterlässt dabei einen sehr guten Eindruck. Das gilt auch für nahezu jeden Song auf „The Xun Protectorate“, die trotz oder gerade wegen ihrer großen Unterschiede eine vielseitige Geschichte erzählen.

Lebensfeindlich, majestätisch, überwältigend – „The Xun Protectorate“

Aber zurück zur Musik: KHONSU entführen ganz bewusst ins Weltall und instrumentalisieren die lebensfeindliche Umgebung ebenso gekonnt wie die majestätische, nicht greifbare Größe. Garniert von einer Story über eine Reise zu verschiedenen Planten und aufkommenden Schlachten, ergibt sich ein facettenreiches Gesamtbild. So gibt es auf „The Xun Protectorate“ auch immer mal kleine Überraschungen: „Visions Of Nehaya“ pflügt beispielsweise in zwei Minuten kompromisslos als Industrial-BM-Gewittersturm über einen hinweg, während das anschließende „A Dream Of Earth“ zum Schwelgen einlädt und sogar Frauengesang parat hält.

Dennoch wäre es vermessen, hier einzelne Songs als Einzelwerke zu betrachten, auch wenn sie allesamt nahe an der Perfektion agieren. „The Xun Protectorate“ ist ein Gesamterlebnis, das voller Hingabe geschaffen über die volle Länge begeistert und dabei sehr nahe an der Perfektion agiert. Da bleibt mir eigentlich nur, damit zu schließen, dass KHONSU bei mir völlig aus dem Nichts eines DER Jahreshighlights abgeliefert haben – kaufen, Play drücken, das Raumschiff besteigen und der Welt Adieu sagen. Tschüss!

14.11.2016

Chefredakteur

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