King - Coldest Of Cold

Review

Die Australier KING veröffentlichen nach drei Jahren ihr Zweitwerk „Coldest Of Cold“, und das erscheint stilecht beim norwegischen Label Indie Recordings. Stilecht, weil die drei Herren von down under eine Mischung aus melodischem Black und Death Metal spielen, der diverse norwegische Vorbilder hat – neuere IMMORTAL wären da wohl an erster Stelle zu nennen, das hat Kollege Popp anlässlich des Debütalbums „Reclaim The Darkness“ bereits treffsicher analysiert.

KING spielen melodischen Black und Death Metal norwegischer Prägung

Dabei bewegen sich die drei Musiker hinter KING, Tony Forde (Gesang), Dave Hill (Gitarre, Bass) und Dave Haley (Drums), in diesem Terrain sicher; das liegt gewiss daran, dass die Drei gute Musiker sind. Da sitzt einfach alles, und bereits der Opener „Conquer“ macht klar, dass sich die Jungs nicht mit einem Gitarrenriff oder einem Rhythmus zufrieden geben. Das ist vielleicht noch nicht progressiv zu nennen, aber doch immerhin abwechslungsreich. Was die Songs eint, ist die Gitarrenarbeit, die zwischen Melodie und Atmosphäre changiert und einige memorable Momente erschafft. „In The Light Of The New Sun“ ist so ein Fall, wo das einprägsame Hauptthema von Akustikgitarren vorweggenommen wird, und der Song auch sonst sehr eingängig gehalten ist. Einen Überhit sucht man auf „Coldest Of Cold“ jedoch vergeblich.

Wo die Darbietung an den Instrumenten stimmt und das Songwriting insgesamt rund ist, hat das Album jedoch ein paar Defizite. Der erste Punkt mag nicht für jeden Hörer relevant sein, muss aber genannt werden: „Coldest Of Cold“ eifert zwar den Originalen nach, ist dabei aber wenig authentisch. Was bleibt, ist ein durchaus gekonntes Umsetzen bekannter musikalischer Formeln, ohne die Essenz zu erfassen. Das führt dann auch zur Übererfüllung von Klischees in den Texten, wie in „Coldest Of Cold“: Wenn man „cold“ nur als Beschriftung des Wasserhahns kennt und nicht als den Eiswind in den winterlichen Bergen, dann muss es halt ultimativ mehr davon sein. Ist cool, Jungs, aber doch eher zum Schmunzeln.

„Coldest Of Cold“ eifert den Originalen nach

Aber auch musikalisch kann das Album nicht durchgehend punkten, sondern nimmt sich immer mal wieder ein kreatives Päuschen: Der Titeltrack, „One More War“ oder „Beyond The Exosphere“ riffen teilweise belanglos, teilweise ziellos dahin. Hinzu kommt der eigentlich stimmige Gesang von Tony Forde, der allerdings über die gesamte Albumdistanz immer gleich klingt: Jedes einzelne Wort wird betont und zum Ende hin nach unten gezogen. Jedes. Das ist irgendwann ermüdend.

„Coldest Of Cold“ ist somit ein Album, das vermutlich nach dem ersten Hören anerkennendes Nicken erntet, danach aber doch einige Defizite erkennen lässt. Fertigkeiten an den Instrumenten und ein paar richtige Zutaten machen eben doch kein völlig überzeugendes und rundes Album. Und dass man mit der Scheibe weder „Frost“ noch den „Freezing Moon“ noch „Where Cold Winds Blow“ mitkauft, ist sicherlich Geschmackssache; mich stört’s aber.

12.01.2020

- Dreaming in Red -

Exit mobile version