Klirrfaktor - Kunststoff

Review

„Klirrfaktor – Begriff der Elektroakustik, definiert als Anteil in Prozent der Oberwellen am Klangspektrum, die durch Verzerrungen bei der Übertragung hervorgerufen werden“ und so weiter und so fort. Bloß Spinnerei oder hatte die Namenswahl einen tieferen Hintergrund? Nun, beim deutschen Duo Mike & Carsten verabschiedeten sich gleich bei der ersten Probesession die Hochtöner der Anlage und somit war das Projekt Klirrfaktor geboren. Dies war zu Beginn des Jahres ’98, nun anno 2000 präsentieren Klirrfaktor ihr vielversprechendes Debüt Album . Knapp eine Stunde laden die beiden ein, sich den Klängen der Elektroakustik hinzugeben und liegen mit ihrer Musik weitab vom Hype des stumpfen Elektrogewummers. Gegensätze ziehen sich bekanntlich an und genau dies gelingt mit Carstens unverzerrtem, deutschsprachigem Gesang, welcher einen ausgezeichneten Kontrast zu den druckvollen und treibenden Beats, sowie den mal kalten, mal heiteren Synthlines darstellt. Lyrisch kritisiert und setzt man sich mit alles anderen, als alltäglichen Themen, wie beispielsweise Schönheitsoperationen beim Song „…bis der Arzt kommt“ und dem Entwickeln von Atomwaffen bei „Sieg der Wissenschaft“ auseinander. Vergleiche zu anderen Combos lässt das Duo kaum aufkommen, vielleicht kann man sie noch am ehesten als eine weiterentwickelte Version von Welle:Erdball bezeichnen, die jedoch nicht ganz so minimalistisch vorgeht, wie das Original. Einziger Schwachpunkt, den beinhaltet: Nicht jeder Song spielt auf dem gleichen Niveau. Nichtsdestotrotz wird der ein oder andere Titel den Weg zur Tanzfläche der Clubs finden. Klirrfaktor demonstrieren, dass man nicht nur von probaten Mitteln Gebrauch machen muss, um sich in der Szene zu etablieren. Im Gegenteil, frischer Wind wird gerne gesehen und somit sind Klirrfaktor auf dem besten Weg nach ganz oben.

08.07.2000
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