Korn - Take A Look In The Mirror

Review

Galerie mit 22 Bildern: Korn auf dem M'era Luna 2017

Der Vorgänger „Untouchables“ spaltete die Fangemeinde, erbrachte gemischte Reaktionen und konnte in kommerzieller Hinsicht nicht an alte Erfolge anknüpfen. Waren die neuen Songs zu melodieorientiert? Mangelte es an Härte? War die Produktion zu glatt? Oder war es das experimentelle Wesen dieser Scheibe, welche die Fans schlichtweg überforderte. Woran es auch immer gelegen haben könnte, KORN sahen sich scheinbar unter Zugzwang ihre Ausrichtung grundlegend zu ändern, und das bereits nach gerade mal etwas über einem Jahr.

„Take A Look In The Mirror“ ist in vielen Belangen eine 180 Grad-Drehung, weg vom polierten Songwriting und ausgefeilter Produktion, hin zur emotionalen Rohheit ihrer ersten beiden Alben. Zwar entspricht das Ergebnis dieser Kurskorrektur nicht gänzlich einer „back-to-the-roots“-Mentalität, aber KORN lassen keinen Zweifel daran, ihr bislang härtestes und gradlinigstes Album eingespielt zu haben. Synthiespielereien und poppige Refrains wurden gänzlich vom Album verbannt. Stattdessen setzt die Bands auf Trademarks wie dem allzeit klackernden Bass und atypische KORN -Riffs, während Johnathan Davis im Gegensatz zu „Untouchables“ wieder verstärkt auf energisches Shouting und aggressive Gesangseinlangen setzt. Leider versinken die zurückgewonnen Ecken und Kanten wirkungslos in der dumpfen, undynamischen Produktion (die Band hat diesmal selbst im eigenen Studio produziert). Aber selbst wenn man vom mäßigen Sound absieht, klingen die neuen Kompositionen erschreckend berechenbar und ideenarm. Hinter all dem (meines Erachtens wenig überzeugendem) Muskelspiel verbirgt sich allenfalls ein Bruchteil der Originalität, die ihr Debüt einst auszeichnete. Vor allem enttäuschend, dass die gesamte Band keinerlei Akzente mehr zu setzen vermag und nur noch routiniert durch uninspirierte und eindimensionale Songs poltert, deren Essenz jene Riffs sind, die sie vor Jahren selbst zum Standard degradiert haben. Sänger Davis bietet zwar engagiert all seine stimmliche Bandbreite auf, aber seine „Fuck“/“Hate“-Beschwörungen klingen wie ein oberflächliches Wutmanifest. Doch es gibt auch einige Lichtblicke, die zwar nicht für den neuen Kurs sprechen, aber zumindest das Album vor akuter Mittelmäßigkeit bewahren. „Did My Time“ oder „Counting On Me“ funktionieren dank starker Refrains, Nas liefert auf „Play Me“ mit seiner Rapeinlage eine nette Abwechslung und „Ya’ll Want A Single“ dürfte allein als Kuriosität mit Partycharakter im Ohr hängen bleiben. Auf „Alive“ zitieren sich KORN selbst und recyceln zum Teil den Refrain von „Need To“. Der guten alten Zeiten Willen?
Wie auch immer, KORN konnten weder das New-Metal-Rad neu erfinden noch das Rad der Zeit zurückdrehen. „Take A Look…“ wirkt vielmehr wie ein Versuch, alte Fans mit aufgekochtem Standard-Repertoire zurückzugewinnen. Ein hilfloses Unterfangen, sollte sich die Band weiterhin in die kreative Sackgasse hineinmanövrieren.

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30.01.2004
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