Kull - Exile

Review

KULL sind bereits 2012 auferstanden aus der Asche der legendären britischen Epic Symphonic Black-Metaller BAL-SAGOTH und veröffentlichen mit „Exile“ nun endlich ihr erstes Album. Besetzungstechnisch hat sich dabei gar nicht viel geändert, KULL sind also als die unmittelbare Fortsetzung von BAL-SAGOTH anzusehen – und auch genauso beabsichtigt, bewegt man sich musikalisch doch sehr nah an der Vorgängerband.

KULL führen ein bewährtes Rezept fort

Wesentliche Änderung allerdings: Anstelle des famosen Byron Roberts agiert nun Tarkan Alp an den Vocals. Nun muss man sagen, dass Byrons „Gesang“ eines der herausragenden Merkmale von BAL-SAGOTH war: Die Art und Weise wie zwischen Gekreische und Märchen-Onkel-Erzählung hin- und hergewechselt wurde, hat den großen Charme der Band maßgeblich mit ausgemacht und stilistisch geprägt.

Herr Alp versucht glücklicherweise nicht, dies einfach und plump zu kopieren, sondern eine eigene Duftmarke zu setzen, ohne radikal mit dem ungewöhnlichen Gesangsstil zu brechen: Deutlich variabler geht er zu Werke, rauher und ungeschliffener – auch ist der Gesang etwas mehr in den Hintergrund gemischt. Das mag ein wenig zu Verlusten auf Seiten der Epicness führen – weniger gesangliche High-Fantasy quasi -, steht aber den ebenfalls roheren Vorgehen bei Produktion und Abmischung ziemlich gut. Auch versucht „Exile“ insgesamt nicht so beharrlich, eine Geschichte zu erzählen, wie beispielsweise BAL-SAGOTHs famoser und unerreichter Fantasy-Schinken „Starfire Burning Upon The Ice-Veiled Throne Of Ultima Thule“ dies tut.

KULL schaffen es, an die Hochzeit von BAL-SAGOTH anzuknüpfen und die etwas überladenen Spätwerke der Band – insbesondere „The Power Cosmic“ – abzuhängen. Dazu werden immer wieder kleine Überraschungen in die ansonsten ohnehin schon recht komplexen Songs eingebaut: „Hordes Ride“ mit seinem Pianolauf, wunderbaren Tempowechseln und eingespieltem Kanonendonner. Ein Seemannschor in „An Ensign Consigned“. Sirenhafter Gesang in „Aeolian Supremacy“. Zarte Flöten in „Of Settings Suns And Rising Moons“. Da gibt es einen Haufen Dinge zu entdecken, sodass „Exile“ auch nach vielen Durchläufen nicht langweilt.

Allerdings: Mit fortschreitender Spielzeit scheint „Exile“ etwas gezügelter und gebändigter zu werden – was aber auch an der mit fast einer Stunde angesetzten, doch recht üppig bemessenen Spielzeit und einem gewissen Gewöhnungseffekt liegen könnte.

„Exile“ macht Lust auf mehr

Teilt man die Welt also in zwei Lager – jene, die BAL-SAGOTH für eine große, epische, geschichtenerzählende Offenbarung halten, und jene, die bei dem penetrant-dissonanten Getröte der Keyboards Reißaus nehmen – so wird auch KULL fortan vergleichbar einzuordnen sein. Allerdings könnte es KULL gelingen, auch „traditionelle“ Black Metal-Fans wieder etwas mehr abzuholen.

BAL-SAGOTH mögen Geschichte sein. KULL führen das Erbe allerdings würdig fort – und „Exile“ ist ein erstes überaus gelungenes Lebenszeichen.

04.06.2019

Iä! Iä! Cthulhu fhtagn!

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