Kypck - Cherno

Review

KYPCK. Eine Band, die auf ihrer HP ausdrücklich auf die kyrillische Schreibweise ihres Namens „Kursk“ besteht, will mit einer solchen Marotte entweder fehlende Substanz ausgleichen oder ein zu Ende gedachtes Konzept bis hin zum Bandnamen umsetzen.

„Cherno“, KYPCKs Debüt, lässt eher auf die zweite Möglichkeit schließen. Sänger E. Seppänen spricht fließend russisch und hat sämtliche Texte des Albums verfasst. Inhaltlich geht es hier teils um historische Themen wie die Oktoberrevolution im Jahre 1917 oder die Belagerung Stalingrads durch Hitlers 6. Armee im Winter 1942, teil um -zumindest im hohen Norden- alltägliche Probleme wie Alkoholmissbrauch und Selbstmordphantasien.
Passend hierzu werden vom Rest der Band, also Gitarrist S. S. Lopakka (ex-SENTENCED), Bassist J. T. Ylä-Rautio und Drummer K. H. M. Hiilesmaa sehr kühle, traurige Töne angeschlagen. KYPCK werden weder zu schnell noch verfallen sie in doomigen Zeitlupenklang- allzeit schleppen sie sich durch ihren persönlichen Soundtrack zum Untergang, ihre zum Ton gewordene Depression.

Obwohl die russischen Finnen mit ihrem Tun und speziell dem für westliche Ohren fremden Klang des Russischen ein Gefühl diffusen Unwohlseins provozieren möchten bzw. hier auf Propaganda des Kalten Krieges zurückgreifen -ich unterstelle das- geht ihr Plan bei mir nicht auf. Der von Schlagzeuger Hiilesmaa produzierte Midtemposound bzw. „Fast Russian Doom Metal From Finland“ bewegt sich in einer Grauzone zwischen steriler RAMMSTEIN-Ästethik, gelungener LAIBACH-Provokation und einer im Vergleich hierzu wenig spektakulären Musik. Stellt man sich SENTENCED mit russischem Gesang vor hat man ein recht klares Bild von KYPCKs kreativem Schaffen.

Ich finde es immer gut wenn sich eine Band ein Thema überlegt und dieses konsequent umsetzt. Mit ihrem Faible für das Thema Russland haben KYPCK nicht nur ein sehr großes Gebiet (geographisch wie auch historisch) entdeckt sondern zudem konzeptionelles Neuland betreten. Leider scheint die Musik hierbei nur eine untergeordnete Rolle gespielt zu haben. Das finde ich bei einer Band immer schlecht. Zumal es hierbei leicht gewesen wäre, auch Bezüge zur russischen Musik her zu stellen, z.B. durch melancholische Balalaikamelodien, Chrogesang oder notfalls ein angedeutetes Akkordeonintro.
Stilistisch klasse, musikalisch eher mau, eine Platte für Fans von SENTENCED und Russland.

16.07.2008
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