Light Bearer - Lapsus

Review

Es wird höchste Zeit, LIGHT BEARERs erstes Meisterwerk „Lapsus“ auf diesen Seiten zu würdigen – schließlich ist das Nachfolge-Album „Silver Tongue“ bereits in der Mache. In der Zwischenzeit gab es außerdem noch einen Monster-Song namens „Apocrypha: The Book Of Watchers“, welcher mit seinen fast 23 Minuten auf einer Split-Veröffentlichung mit NORTHLESS landete, aber auch zum freien Download verfügbar ist.

Es geht ruhig los auf „Lapsus“: Eine einsame, clean gespielte Gitarre eröffnet „Beyond The Infinite“ – doch die Ruhe vor dem Sturm hält nicht lange, denn schon bald tun sich sludgige Gitarrenabgründe auf, die sich aber zunächst „nur“ drohend in die Tiefe strecken und warten, warten, warten… Geflüsterte Texte begleiten die stehenden Akkorde, die ähnlich einer Gewitterwolke drohend über dem Hörer hängen.

Doch dann bricht die Wolkendecke zunächst auf und die Sonne schaut herein: „Primum Movens“, der erste echte Song des Albums, startet auf einem clean gespielten Dur(!)-Motiv und täuscht auf irrwitzige Weise Harmlosigkeit vor, bis sich dann doch das Gewitter entlädt und mit einem Sturm aus Post-Hardcore und Sludge Metal hereinbricht. Und schon hier wird deutlich, welch einzigartigen Ansatz der britische Sechser verfolgt: Wunderbare harmonische Kaskaden, die mit Vorhalten ausgeschmückt sind und dabei in ihrer Fragilität der schweren Instrumentierung geradezu als Kontrapunkt entgegen stehen.

Dieses Spiel setzt sich auch im folgenden „Armoury Choir“ fort, welches zusätzlich durch einen tollen Trip Hop/Drum’n’Bass-Teil glänzen kann. Der führt die Gegensätze auf anderer Ebene weiter, indem er den Groove des Schlagzeugs einem arpeggierten getragenen Gitarren-Motiv entgegensetzt.

Nach „The Metatron“, einem Klanglandschafts-Interludium, kommt im „Prelapsus“ wieder die ausgefeilte Harmonik zum Zuge (nebst wunderbarem Klargesang), bevor der Titeltrack seine riesigen Schwingen ausbreitet und in knapp achtzehn Minuten alles auffährt, was LIGHT BEARER zu Recht zu einem der meistversprechenden Bands im Post Hardcore-Sektor machen: Ausladendes, tonnenschweres Riffing, verzweifelte Vocals, großartige Dynamik, Emotion, Emotion, Emotion. Die Streicher am Ende des Albums lösen bei mir bis heute Ganzkörper-Gänsehaut aus.

09.01.2013
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