Light Bearer - Silver Tongue

Review

Die Briten LIGHT BEARER haben sich in der Post-, Hardcore-, Sludge- und auch in der Doom-Szene mit ihrem herausragenden Debüt „Lapsus“, ihrer 12″ „Beyond The Infinite: The Assembly Of God“ sowie der Split mit NORTHLESS mittlerweile stark etabliert. Die Stimmen sind alle unterschiedlich positiv und häufig ist dabei die Rede von DER Sludge-Entdeckung schlechthin. Nun, ob man im Falle LIGHT BEARER tatsächlich den Terminus Sludge verwendet oder irgendein Post-Anhängsel wählt oder gar doch lieber die Endsilbe ‚Rock‘ benutzt ist im Grunde völlig egal, denn Fakt ist, dass diese Band mit ihrer Musik und ihrem ausladend angelegten lyrischen Konzept einen Nerv getroffen hat, der erhebliches Aufsehen erregt.

Viel zu sagen haben die überzeugten Veganer mit ihrer Musik und ihren fein konzipierten Texten. Insgesamt angesetzt auf vier Alben und eventuelle Zwischenspiele in Form von Splits, Singles und EPs, hat die Band ein Konzept erarbeitet, das sie rein auf die vier Alben bezogen mit „Æsahættr Tetralogy“ bezeichnen. Inhaltlich möchte ich nicht zu viel erklären und preisgeben, denn es lohnt sich unbedingt, das Konzept zu ergründen und versuchen zu verstehen, wobei letzteres zugegeben nicht wirklich einfach ist, wenn man der englischen Sprache nur bedingt mächtig ist, da vieles in poetischer Art und Weise ausgedrückt wird und man manchmal einen Anlauf mehr benötigt, um alles richtig zu entschlüsseln. Aber genau das ist es, was unter anderem den Reiz des Konzeptes ausmacht. Nicht einfach nur mit Musik zuballern, sondern eintauchen in das Konzept, verstehen, erleben, fühlen. Die Musik schreiben LIGHT BEARER stets um den Text beziehungsweise den Inhalt herum. Sie drücken damit das lyrische Geschehen musikalisch aus und unterstützen die aufkeimenden Emotionen und thematischen Auswirkungen. Man könnte demnach von einer mit Musik untermalten Erzählung sprechen.

Wenn die ersten vorsichtigen Töne des 18 minütigen Openers „Beautiful Is This Burden“ erklingen und man dabei mit den letzten Klängen von „Lapsus“ begrüßt wird, weiß man, dass die Geschichte nun weitergeht. Die ersten Eruptionen machen schnell deutlich, dass sich einiges getan hat. Der Sound ballert um einiges fetter aus den Boxen als auf „Lapsus“, ohne aber, dass „Silver Tongue“ dabei zu trocken oder plastisch wirkt. Der Sound ist einfach klarer, dichter und drückt mehr. Nachdem man den ersten Brocken durchlebt hat, wird man mit dernvielfältigen musikalischen Welt LIGHT BEARERs konfrontiert, die noch abwechslungsreicher als schon auf „Lapsus“ ist. „Amalgam“ und das wunderschön melancholische „Matriarch“, beide übrigens über elf Minuten lang, vollziehen den Austritt aus dieser Welt und lassen den Hörer vollends eintauchen ins verlorene Paradies der Geschichte des Albums.

„Clarus“ als Zwischenspiel stellt das passende Pendant zu „The Metatron“ vom ersten Album dar. Beschwörend und sakral eröffnet es für „Aggressor & Usurper“, welches zu Beginn ähnlich wie der Opener mit wuchtigen Klängen direkt ins Mark trifft und im weiteren Verlauf der 16 minütigen Spielzeit seinem Namen alle Ehre macht. Die Krönung des Albums bildet dann das Titelstück und ist auch gleichzeitig der Abschluss des zweiten Aktes, „Silver Tongue“. Mit fantastischen Melodien und (für LIGHT-BEARER-Verhältnisse) mitreißenden Gesangspassagen fahren die Briten hier ein Epos auf, das einfach nur als ‚groß und mächtig‘ zu bezeichnen ist. Das muss man erst einmal verdauen.

Zum zweiten Mal ist es LIGHT BEARER gelungen ein atemberaubendes Album zu schreiben, das man in seiner Gänze hören, erleben und fühlen muss; am besten natürlich, wenn man alle Veröffentlichungen in der richtigen Reihenfolge anhört: 1. „Beyond The Infinite: The Assembly Of God“, 2. „Lapsus“, 3. als Intermezzo das Stück „Celestium Apocrypha: Book Of Watchers“ von der Split mit NORTHLESS und danach die Fortführung „Silver Tongue“. In der Zukunft folgen die beiden Alben „Magisterium“ und „Lattermost Sword“, bevor das Kapitel LIGHT BEARER geschlossen wird. Aber bis dahin dauert es ja noch einen kosmischen Moment. Zum Glück!

20.04.2013
Exit mobile version