Limbonic Art - Legacy Of Evil

Review

Über LIMBONIC ART und das legendäre „Moon In The Scorpio“ noch unnötig Worte zu verlieren, hieße, sich Morfeus‘ Armen zu überlassen, ohne die bleischweren Augen zu schließen. Oder den nächsten Papst Daemon XIII. zu nennen. Unmöglich. Nachdem sich LIMBONIC ART vor einigen Jahren aufgelöst hatten, um anderen musikalischen Projekten den nötigen Raum einzuräumen, gab es vor kurzem die Nachricht der Reunion dieser Kultband. Konsequenterweise gibt es nun ein neues Album mit dem Titel „Legacy Of Evil“. Schnell ist klar: die Trademarks der späteren Ausrichtung wurden beibehalten; symphonische Elemente, die von Morfeus zu erwartenden atmosphärisch-kosmischen (Key-)Zwischenspiele und von blastenden „Drums“ vehement nach vorn getriebene BM-Passagen, welche auch gerne eine Zeitreise an archaischere Gestade unternehmen, werden von den typisch keifenden Vocals von Daemon unterlegt. Die Produktion wurde, wie wir es bei LIMBONIC ART gewohnt sind, durch den bandeigenen Nebelschleier gefiltert.

„A Cosmic Funeral Of Memories“ eröffnet hektisch, mit Speed, um dann in diese für LIMBONIC ART so typisch-überdrehte Atmosphäre zu münden, der Hohepriester Daemon rezitiert eindringlich, die Musik bildet den treibenden Hintergrund, wobei der Wahnsinn niemals weit entfernt ist. Nach drei Minuten gönnt uns die Band eine Pause, wir dürfen innehalten. Die Keys tönen düster, klassisch, das Unheil lauert in Wartestellung. Kurz ertönt klarer Gesang, auch sehr an Klassik orientiert. „A Void Of Lifeless Dreams“ zeigt uns, dass die Band innerhalb eines schnellen, vorwärtspreschenden Tracks Klasse-Refrains zaubern kann; ein Umstand, der uns noch öfter begegnen wird. „Grace By Torments“ schafft dunkle Atmosphäre; hier nehmen LIMBONIC ART Tempo heraus. Glockenschläge und transparente Gitarrenarbeit erschaffen ein düsteres Horrorszenario. Man merkt aber auch, dass an dieser Stelle traditioneller Metal durchaus vorbildhaft wirkt.

„Infernal Phantom Kingdom“ verfällt wieder in verrückte Raserei, dabei unterlegt mit melodischen Gitarrenleads, der Titelsong „Legacy Of Evil“ steigert sich dramatisch, überbordend, auch hier ist die nordische, mit einer todtraurigen Melodie unterlegten Refrainpassage sehr gelungen. Und heavy sind sie, das muss man sagen. Es gibt m.E. wenige Black Metal-Bands, die Opulenz so hart und dabei so songdienlich einsetzen. „Lycantrophic Tales“ beginnt klassisch, die besungene „Frozen Landscape“ erscheint vor dem geistigen Auge; hier sind LIMBONIC ART vollends in ihrem Element: Midtempo, angetrieben von hypnotisch-rythmischen Drumfiguren, die verhängnisvolle Grundstimmung hängt über uns wie ein schwarzer Vorhang und will partout nicht weichen. „Nebulous Dawn“ ist noch ein Kracher, der Chorus ist an melodischer Härte nicht zu übertreffen. Die Keys schweben, das Soundgebirge thront, „Desert Wastelands“ sind spürbar. Geil ohne wenn und aber. LIMBONIC ART sind nach wie vor kompositorisch – an dieser Stelle sollen auch diese herrlich dunklen Schlüsselwörter in den unheiligen Texten nicht unerwähnt bleiben – in der ersten Startreihe; gut, dass sich diese talentierte Band zu einem Comeback entschlossen hat.

„Seven Doors Of Death“ führt das hohe Niveau fort, der Malstrom wütet weiter: unglaublich, welch gute Ideen in diesem Orkan Verwendung finden, hämmernde Drums, keifende Stimme, permanent treibende Gitarren und thronende Keys rasen wie irrwitzig durch den Hades. Zwar sind die Songs durchaus ähnlich angelegt, aber diese magischen Momente bezüglich der Chorusse und diese Kunst der permanenten musikalischen Zuspitzung, das macht LIMBONIC ART unverwechselbar. „Twilight Omen“ beginnt raffiniert atmosphärisch, die Klassik ist allgegenwärtig; müßig zu sagen, dass sich natürlich auch hier ein kleines schwarzes Drama prächtigster Schwelgerei entfalten wird. „Unleashed From Hell“ ist eine Speedgranate mit flinkem Solo am Ende: solcherart Gitarrenarbeit hat u.a. DEATH ANGEL einst berühmt gemacht. Es wird welche geben, die sagen, das sei zu keylastig (obwohl die Gitarren eindeutig dominieren), zu wenig puristisch (obwohl die Anfänge allgegenwärtig sind), Verrat (obwohl LIMBONIC ART die Genregesetze nicht missachten, sondern im Gegenteil in Gänze für sich nutzen) etc. Mir ist es egal, denn LIMBONIC ART waren IMMER gut und sind es auch jetzt noch. Wie DIMMU, hehe…

03.10.2007
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