Lurid Trace - We Are The Hollow

Review

Die Angst der Ziege vor Eiswasser… Sie muss Angst gehabt haben, als sich LURID TRACE nach meiner Weisung zum Orakel von Delphi begaben, nachdem sie mit dem Spieglein an der Wand, den sie für „Final Progression“ konsultierten, trotz vieler ausgesprochener Wahrheiten nicht ganz so viel Glück hatten. Die Gebrauchsanweisung für das Orakel: Man nehme eine Ziege und besprenkle sie mit eiskaltem Wasser. Zuckt sie nicht, heißt es, einen Monat warten; zuckt sie aber, dann als Brandopfer darbringen und die Weissagungen können beginnen.

Das Schöne: Die Jungs haben auf das gehört, was Ihnen das Orakel empfahl. Man verhaspelt sich eben nicht mehr und weiß dieses Mal, die guten Ideen auch anständig umzusetzen. Der Abwechslungsreichtum wird noch immer gepflegt, aber eben nicht in einem derartigen Übermaße, dass der Band der Song als solcher aus dem Blick gerät. Das Songwriting ist gereift sowie wesentlich strukturierter angelegt und man hat sowohl den Eingängigkeitsfaktor als auch die Nachhaltigkeit stark erhöht. LURID TRACE kombinieren auf “We Are The Hollow“ zwar allseits bekannte Versatzstücke, doch tun das mit dem gewissen Verve und gebotener Eigenständigkeit, so dass der Langeweile die Tür gewiesen wird. Verbessert hat sich auch der nun erheblich variabler daherkommende Gesang, der nicht unbedingt als Speerspitze des Genres zu sehen ist, sich mit dem Gros der internationalen Konkurrenz aber durchaus messen kann.

Die immer noch stark melodiös ausgerichteten Chöre verweisen auf die allgemein anerkannten Größen des modernen Thrash Metal, man vergisst aber nicht, es in jedem Song ordentlich knallen zu lassen, wobei dieser Umstand den starken und aussagekräftigen Riffs geschuldet ist. So wird vor allem der titelgebende Opener zu einem wahren Kleinod des neuwertigen Thrash Metals. Im Rauswerfer “Echos Of Decadence“ ist sogar VOIVOD’sches Riffing verborgen, welches die Kanadier Mitte der Neunziger präsentierten. Für eine Eigenpressung kann sich zudem die Produktion hören lassen, wenn es den Klampfen auch noch etwas an Druck mangelt und die Snare von der Firma Fissler stammt.

Achja, da hab ich doch noch einen Tipp für den irgendwann anstehenden Longplayer: Es gibt noch Tarot-Karten!

09.11.2008
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