Maggot Heart - Hunger

Review

Hunger ist ein oft genanntes Schlagwort, wenn Bands ihre Ambitionen beschreiben. Nicht, dass es ihr Ziel wäre, sondern ihr Antrieb. Aber dadurch ergibt sich die Frage: Wie notwendig ist dieser Hunger? Brauchen Musiker:innen künstlerische oder finanzielle Nahrung, um ihrer Leidenschaft weiterhin nachzugehen? Es gibt genügend Beispiele, in denen das Fehlen beider Voraussetzungen die Künstler:innen nicht davon abgehalten hat.

Vor der Coronapandemie zählte MAGGOT HEART zu den aufstrebenden Bands. Der Release von „Mercy Machine“ ist verpufft. Danach erschien noch die Split-EP mit OKKULTOKRATI vor zwei Jahren und 2022 spielte das Trio auf dem Roadburn, aber sonst war es ruhig. Mit „Hunger“ präsentieren sie nun ihr drittes Album, das in vielerlei Hinsicht eine Weiterentwicklung darstellt, insbesondere künstlerisch. Hierbei holten sie sich Unterstützung von Ben Greenberg, der bereits METZ und ALGIERS produziert hat.

Das Trio steigert ihr Komplexitätslevel

Diese Neuausrichtung ist auf dem Album deutlich hörbar: Während „Mercy Machine“ noch ziemlich eingängig war, brechen MAGGOT HEART auf „Hunger“ damit: Die Songs sind komplexer, das Klangbild vielfältiger, was einige Hörer:innen vor Herausforderungen stellen sollte. Die vertrauten Rock ‚N‘ Roll-Elemente und eingängigen Refrains, die den vorpandemischen Vorgänger auszeichneten, sind verschwunden. Mit Ausnahme des unheilvollen Intros ‚Scandinavian Hunger‘ wirbelt das Trio aus Berlin ihrer Hörer:innen mit den Songs herum.

Aber keine Sorge: MAGGOT HEART entsagen nicht dem zyklischen Songaufbau, sondern setzen die Teile in Kontrast zueinander, womit das Album Aufmerksamkeit einfordert. „Looking Back At You“ schafft das mit seinem untanzbaren Rhythmus. Das balladeske „Archer“ ist der Ausreißer auf diesem Album. Der Song verzichtet auf das klassische Rockbandklangbild, kann aber dank Olsens sprechsprachlichen Gesang zeigen, wie die Gruppe auch mit anderen Mitteln ihre Message rüberbringen kann. Songs wie ‚This Shadow‘ und ‚Concrete Soup‘ könnten sich zu Live-Highlights mausern. Die Bläser in einigen Songs verleihen dem Album Stil.

MAGGOT HEART sorgen für „Hunger“

„Hunger“ als Antrieb ist zwiespältig, doch mit dieser Platte produziert er eines seiner positiveren Ergebnisse, denn es dürfte das spannendste Album der Combo sein – gerade weil es ein Versuch ist, sich von ihren Wurzeln zu lösen und neue Einflüsse einzubauen. Damit erfinden sie nicht das Rad neu, aber können den Appetit anregen – auf das, was noch kommt.

10.10.2023

Redakteur mit Vorliebe für Hard Rock, Heavy Metal und Thrash Metal

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