Mainpoint - Under Water

Review

Die Rostocker Band MAINPOINT existiert seit über zehn Jahren und hat sich laut eigener Aussage dem „German Eastcoast Goth’n Roll“ verschrieben. Nette Stilbezeichnung übrigens. „Under Water“ nun ist bereits das vierte Studiowerk der Band. MAINPOINT standen schon mit KREATOR, SAXON und THEATER OF TRAGEDY sowie anderen Genregrößen auf der Bühne und sehen sich musikalisch vor allem von PARADISE LOST, MOONSPELL und SISTERS OF MERCY beeinflußt.

Nun, zumindest letzterem kann voll und ganz zugestimmt werden. SISTERS OF MERCY haben es ihnen angetan, vor allem die „First And Last And Always“-Phase. Axl K. intoniert wie Eldritch, phrasiert, atmet, intoniert ganz wie der Meister selbst. Auch der atmosphärische Aufbau der Songs, die Gitarrenführung, das Midtempo, der Groove, das gemahnt an die Vorbilder. Zudem scheinen auch THE MISSION, UNDERWORLD und Achtziger-Pop durchaus Blaupause für MANPOINT zu sein. Apropos Schablone: vom Opener „Deathroad Labyrinth“ an segelt die Band so unverdrossen, fast bin ich geneigt zu sagen unverschämt im Fahrwasser der Betschwestern, dass man bisweilen denkt, es mit nicht verwendeten Songs von Eldritch und Co. zu tun zu haben. Das ist, mit Verlaub gesagt, auch der ganz entscheindende Nachteil dieser Epigonenband: Einflüsse aus anderen musikalischen Segmenten sucht man vergebens. Im Grunde handelt es sich um eine geschickt agierende, sich aus allen musikalischen Fallen herausmanövrierende Coverband.

Natürlich bleiben die Originale unerreicht, natürlich klingt das altmodisch, aber eins muß man ihnen lassen: MANPOINT machen das nicht unklug, wie sie mit den (begrenzten) SISTERS-Stilmitteln spielen. Die Songs unterscheiden sich nicht sonderlich, sicher, und für Gothicfriedhofspartys sind sie zu fröhlich, aber für unsere Jüngsten und die häusliche Feier des Namenstages mit Mami und Papi sind sie durchaus geeignet, da nicht allzu düster und immer tanztempeltauglich. Mir hingegen fehlt in dieser Chose das sphärische Element, wie es z.B. FIELDS OF THE NEPHILIM in ihre „Elyzium“-Scheibe sehr intelligent eingebaut haben. Außerdem eckt das Songmaterial nirgends an, alles ist stets im (tänzerischen) Fluß, es gibt immer das gleiche rhythmische Grundgerüst zu hören, etwas, dass mich seinerzeit schon beim legendären „First And Last And Always“ der SISTERS gestört hat.

Wie dem auch sei, sowas zu benoten fällt schwer, handelt es sich doch um eine Scheibe der Skalen-Mitte; es gibt Momente, da gefällt das Epigonentum überhaupt nicht, dann wieder denkt man, hört hört, wirklich schlau geklaut, das ganze SISTERS-Konzept findet anerkennende Verwendung. Insgesamt jedoch bin ich nicht restlos überzeugt, was auch daran liegt, dass selbst die Vorbilder retrospektiv gesehen reichlich antiquiert klingen und für mich längst ihren einstmaligen Glanz verloren haben. Hätten MANPOINT noch PARADISE LOST aus der „Icon“-Phase oder MOONSPELLS letzte zwei Alben zitiert, nun, das hätte die Musik mächtig aufgewertet. Aber Schluss mit dem Namedropping. Produktion, Können und Engagement sind in Ordnung. Hier haben wir das, was Fans von SISTERS OF MERCY und jüngerem dem tänzerischen nicht abgeneigten Gothic-Girlie-Publikum gefallen könnte. Jedoch aufgrund der Eindimensionalität des Songmaterials und des konsequent unoriginellen Vorgehens der Band ist eine höhere Benotung einfach nicht drin.

21.03.2007
Exit mobile version