Man Must Die - Peace Was Never An Option

Review

MAN MUST DIE rollen das Feld von hinten auf und das Intro auf „Peace Was Never An Option“ klingt eher wie die postapokalyptische Ruhe nach dem Sturm. Allerdings gesellen sich dann spitze, drohende Töne zur akustischen Gitarrenmelodie und signalisieren dem Hörer deutlich „Achtung, die Ruhe täuscht und der Krieg ist noch nicht vorbei“. MAN MUST DIE leiten in den ersten richtigen Song über und liefern mit „Hiding In Plain Sight“ meine Hymne für 2013! Eine Band erreicht ihr Optimum und verknüpft mühelos Aussage, Härte und Relevanz in einem Lied. Wer hier ruhig sitzen bleiben kann, der atmet keinen Metal und ist schon tot! Ungefähr in der Mitte des Stückes wurde ein Gitarrensolo platziert, welches mir bei jedem Durchgang jedes einzelne Haar am Körper aufstellt. Die Krönung stellt allerdings das Hardcore-Outro dar, schnell mal eben ein Riff von TERROR („Live By The Code“ – beste Hardcore-Platte 2013!) geklaut und den Hörer dann mit Doublebass aus dem Song entlassen.

Natürlich können MAN MUST DIE immer noch gnadenlos knüppeln wie kaum eine andere Band und sägen dem Hörer in so manchem Song amtlich und präzise die Rübe ab. Allerdings haben die Schotten ihren Sound dermaßen gekonnt optimiert und passend melodiöse und auflockernde Momente eingeflochten,  sodass man ihnen mit „Peace Was Never An Option“ nicht nur ihr bestes Album bis dato sondern auch einen Maßstab für andere Bands attestieren darf. MAN MUST DIE bringen den Hörer nicht einfach „nur“ zum Mitbangen sondern packen den ganzen Körper, bringen ihn zum Beben und nehmen den Hörer komplett gefangen. Kompromisslos und auch von der Produktion her derart heftig, dass man sich einfach nicht entziehen kann. Sänger Joe McGlynn hat die Authentizität eines Hardcore-Fronters, die Röhre eine Death Metal-Urgesteins und gleichzeitig die Melancholie eines Robb Flynn. Die Band ausschließlich im Technical Death Metal einzuordnen ist eine Frechheit, denn MAN MUST DIE sind enorm vielschichtig und ich würde sogar so weit gehen „Peace Was Never An Option“ als detailverliebt zu bezeichnen. Das sägende „The Hell I Fear“ ist durchdacht und auf den Punkt gebracht, der Ruhepol „Dissolution“ kommt genau zum richtigen Zeitpunkt und Finessen wie der alleingestellte Bass in „The Price You Pay“ gibt es massig zu finden. Unterschätzen sollte man auch nicht die sinnvollen Texte und Parolen, die der Fünfer verbreitet. Nachdrücklich wird der Hörer auf Endlichkeit, sowie die Notwendigkeit von wirtschaftlichem und sozialem Handeln (Stichwort: „Antisocial Network“) hingewiesen. Erhobene Zeigefinger sucht man auf „Peace Was Never An Option“ allerdings vergebens, denn MAN MUST DIE haben einige passende Argument vorzutragen.

Das Duett „Abuser Friendly“ mit Max Cavalera ist zwar grandios gelungen, wäre aber im Hinblick auf das komplette Material als Push wahrlich nicht notwendig gewesen (Max hat tatsächlich die Textzeile „Eye For An Eye“ platziert!). Während man im einen Moment in Blitzgeschwindigkeit mit Blastbeats geboxt wird und kaum zum Atmen kommt, kriechen MAN MUST DIE fast parallel mit einer wehmütigen, packenden Melodie um die Ecke, die tatsächlich im Zusammenhang sentimental macht. Ein derart gekonntes, ungezwungenes Wechselspiel hört man eigentlich nur auf Black Metal-Alben und das dürfte eines der wenigen Genres sein, die MAN MUST DIE nicht streifen. Wenn MAN MUST DIE sich jetzt nicht endlich mit Qualität durchsetzen, sich massig Herzen und Fäuste und dem Hörer Erkenntnisse erspielen, dann weiß ich auch nicht was sie noch abliefern müssen. Die ungeschriebene Regel vom wegweisenden dritten Album wurde gebrochen, MAN MUST DIE liefern mit „Peace Was Never An Option“ eines meiner Lieblingsalben 2013 ab! „I see you in hell…“

 

24.10.2013
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