Marduk - Wormwood

Review

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MARDUK und Experimente? Zugegeben, dies sind nicht unbedingt Faktoren, die man in einem Zusammenhang erwarten würde. Obwohl „Rom 5:12“ einige schwache Momente hatte, habe ich nicht mehr mit etwas Besserem gerechnet. Doch Band-Diktator Morgan profitiert wohl zunehmend von der Zusammenarbeit mit FUNERAL MIST-Kopf Mortuus. Denn „Wormwood“ hat endlich das, was man auf „Rom 5:12“ lediglich bei „Cold Mouth Prayer“ oder „Accuser/Opposer“ erahnen konnte. Nämlich: frickelnde und dissonante Riffs mit Ideenreichtum, die nicht sofort nach Herrn Håkanssons bisheriger eigenwilliger Gitarrenarbeit riechen. Allerdings sollte man vorsichtig sein, wie man das Wort „Experiment“ definiert. Denn die Hoffnung zu wecken, dass sich unter „Wormwood“ etwas ganz- und gar MARDUK-Untypisches verbirgt, wäre an dieser Stelle nicht ganz korrekt. Doch kommen wir zu der Scheibe:

Wie die Ruhe vor dem Sturm beginnt „No-Where, No-One, Nothing“ wälzend und hinterlässt eine authentisch düstere und kalte Stimmung. Schnell gespielte, schneidende Powerchords rollen orkanartig über einen hinweg, dass man denken mag, man hat es mit einer jungen, französischen Black Metal-Band, aber nicht mit den alteingesessenen MARDUK zu tun, denen seit Jahren vorgeworfen wird, immer gleiche, einfallslose Riffs dahinzuschreddern. Entweder haben sie sich diese Kritik zu Herzen genommen oder sich nach fast 20 Jahren Bandgeschichte einer Generalüberholung unterzogen. Trotz der vielen Line-Up-Wechsel scheinen sie endlich ihr Fundament gefunden zu haben, denn das starke Bandgefüge lässt sich durchgehend erkennen. Hier spielt jedes Instrument Hand in Hand und hat genügend Platz, um zu wirken. An dieser Stelle wären der dominant drückend und dumpfe Bass zu erwähnen, der mit eigenen Melodien daherkommt sowie die hervorragend pointierte Leistung an den Fellen, die genügend Tempiwechsel und Breaks miteinbringt. Durch das digitale Aufnahmeverfahren ist „Wormwood“ auch mit deutlich mehr Bumms ausgefallen als der Vorgänger, auf dem die Vocals zu leise waren und der allgemeine Sound weniger ausgereift klang.

Es scheint, als ob Morgan vertrauensvoll die Zügel in Mortuus‘ Hände gegeben hat, der einen nicht gerade geringen Anteil an dem unerwarteten Resultat hat. So erinnert „Funeral Dawn“ dezent an „White Stone“ vom FUNERAL MIST-Album „Maranatha“. Neben abwechslungsreichen Beats, die sonst keinen Platz in den simplen, spartanisch arrangierten MARDUK-Songs aus früheren Zeiten hätten, finden sich hypnotische Leadschleifen wie in „Into Utter Madness“, der mit einem durchdringenden Chorus gespickt ist, oder „Whorecrown“, dem stärksten Song des Albums, dass mit einem Gänsehaut-Riff (!) ausgestattet wurde. Variierende, gelayerte Gitarrenparts ergänzen sich wie Zahnräder und sorgen so für enormen Druck. Dark Ambient-, und Military Industrial-Samples, die im Intermezzo „Unclosing The Curse“ oder „To Redirect Perdition“ ihre Verwendung finden, sorgen für die nötige Atmosphäre und runden das detailreiche Werk ab.

Wer jetzt erwartet, dass „Wormwood“ eher ein FUNERAL MIST- als ein MARDUK-Album ist, irrt. Denn trotz der Neuerungen, wie dem alternierenden Songaufbau, wurde auch für genügend, typische Songs wie „Phosphorous Redeemer“ oder „This Fleshly Void“ gesorgt. Jedoch hat wohl Mortuus die besten Ideen für MARDUK aufgehoben, als für sein eigenes Projekt, da „Maranatha“ im Vergleich zu sehr überstürzt wirkt.

Ich hätte nicht damit gerechnet, jemals bei einem Output der Schweden Vokabular wie „detail-“ oder „abwechslungsreich“ verwenden zu müssen. Doch „Wormwood“ ist fies, geht ohne Umschweife in die Gehörgänge und wartet mit einigen Höhepunkten auf. Für mich ist das mittlerweile elfte Album der Schweden eine der positivsten Überraschungen in diesem Jahr. Selbst diejenigen, die MARDUK bereits vor einigen Jahren abgeschrieben haben, sollten unbedingt mal reinhören.

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01.09.2009
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