Marionette - Enemies

Review

Hach MARIONETTE, was ihr nur fabrizieren könntet. Für mich sind die jungen Schweden, die schon letztes Jahr mit „Spite“ für einiges Aufsehen sorgten, genau das, was ich mir unter musizierenden Metalfans vorstelle: Sie spielen das, was ihnen Spaß macht und was sie privat selbst gerne hören. Umso weniger verwunderlich also, dass sie auch auf ihrem zweiten Album „Enemies“ einen ziemlichen Tanz zwischen den Stilstühlen hinlegen: Melodic Death Metal, moderner Thrash, Power Metal und ein Hauch Industrial. Wenn man IN FLAMES, SYBREED, RAUNCHY und BLACK COMEDY miteinander kreuzen würde, könnte MARIONETTE dabei rauskommen. Eine Art Best-Of-Metal.

Viel geändert hat sich im Vergleich zum Vorgänger nicht, auch wenn die Songs durchaus an Tiefe und Variation gewonnen haben. Das rechne ich MARIONETTE ohnehin hoch an – mit Ideen geizen die Jungs nicht, und sie haben echt tolle Ideen. „The Swine“ zum Beispiel serviert uns streckenweise Melodieverläufe die so klingen, als hätte Mike Oldfield heimlich eine Metalversion von „QE2“ eingespielt. „Stench Of The Herd“ wütet mit einem Riff los, welches ich blind sofort BAL-SAGOTH zugerechnet hätte. „Unman“ beißt, ist aggressiv und stampft als einer der heftigsten Songs des Albums über den Hörer hinweg, während „Through Veils“ abermals melodische Klasse offenbart.
Und hier liegt der Knackpunkt, denn einige dieser Passagen schreien förmlich nach variablem Gesang, sie wollen epische, klare Linien, kein Operettengejodel aber eben eine fähige Stimme, die diesen instrumentalen Höhenflügen den nötigen Ausdruck verleiht. Leider brezelt Frontmann Axel Widén wieder alles mit seinem eintönigen, identitätslosen Kreischgesang zu, dass man ihm manchmal das Mikro entreißen möchte. Warum diese sture Schiene, wenn man doch instrumental absolut keine Scheuklappen aufsetzt? Das habe ich damals schon bei „Spite“ nicht verstanden, und auch auf „Enemies“ raubt die Kreischerei den Songs einige Kraft.

Wenn sich MARIONETTE mit „Spite“ sicher gefühlt haben, dann sind sie mit ihrem neuen Album kein Risiko eingegangen, eine spürbare Weiterentwicklung gibt es nicht. Auch beim Cover bleibt man dem Design des Vorgängers treu, auch wenn das Motiv eher den Eindruck von „Der Schöne und das Biest“ macht. Klar, der Einfluss von Orwells „Animal Farm“ ist auf dem Album nicht zu übersehen, aber ein bisschen mehr Mühe hätte sich der Künstler bei seinem ‚Photojob‘ schon machen können.
In punkto Produktion und musikalischer Leistung kann die Band wieder überzeugen, Durchschnitt klingt auf jeden Fall anders (schlechter). Sonderlich originell oder herausstechend wirkt das Material aber unterm Strich auch nicht, denn wie eingangs schon erwähnt: Irgendwie ist es Best-Of-Metal und erinnert immer wieder an die Bands, die das alles ein bisschen besser hinkriegen. Dicke 6 Punkte, und bringt um Himmels Willen für’s nächste Mal eurem Axel das Singen bei, ok?

27.09.2009
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