Matt Roehr - Barra Da Tijuca

Review

MATT ROEHR, der den meisten als Gonzo bekannt sein dürfte, scheint ein wechselfreudiger Mensch zu sein. Mit seiner Band BÖHSE ONKELZ wechselte er von politisch fragwürdigem Prügel-Sauf-und-Gröhl-Rock einst zu unpolitisch friedlichem Feier-Gröhl-und-Mädchenballaden-Rock. Nun hat er mit all dem nichts mehr am Hut, nennt sich nicht mehr Gonzo, und veröffentlicht mit dem wohlklingenden „Barra Da Tijuca“ sein erstes Soloalbum. Von früherer Musik hat er sich dabei – wechselfreudig, wie er zu sein scheint – meilenweit entfernt.

„Barra Da Tijuca“, das ist eigentlich ein Stadtteil des sonnigen Rio Janeiros. Das Viertel der Reichen und Schönen, das natürlich auch über einen wunderschönen Strand verfügt. Der Albumtitel, das muss man anerkennen, ist denkbar gut gewählt; genau die Stimmung eines sonnigen Tages am weiten, strahlend-weißen Strand von Brasilien vermittelt die CD.
Welchen Part MATT ROEHR auf dem Album innehat, ist offensichtlich: das Gitarrenspiel. Da er aber nun kein Multiinstrumentalist ist, hat er sich für die Verwirklichung des Albums tatkräftige Unterstützung ins Boot geholt. Die Piano- und Keyboardparts steuert mit Stephan Weiler ein alter Bekannter und Bandkollege bei, für den Gesang zeichnet sich kein geringerer als Charlie Huhn, der unter anderem schon für den bekannten Bluesgitarristen GARY MOORE am Mikro stand, verantwortlich. Nebst MATT selbst werkelten insgesamt sieben weitere Musiker an „Barra Da Tijuca“. Da es aber nun mal die Verwirklichung MATTs musikalischer Visionen sein soll, dieses Album, stehen seine Anteile auch im Vordergrund: Die Gitarre ist in der Leadrolle, führt mit ihren frisch-spritzigen Melodien durch die einzelnen Songs. Das Gitarrenspiel kann sich wirklich sehen lassen. Virtuos, frisch und irgendwo zwischen Funk, Soul, Blues, Jazz und natürlich zuallererst Rock angesiedelt bringt es vor allem eines: Gute Laune.
Gute Laune ist im Grunde auch genau das, wofür das ganze Album steht. Immer wieder tauchen Riffs und Melodieläufe auf, die einen unweigerlich lächeln lassen. Ab und an fühle ich mich sogar an CARLOS SANTANA erinnert, allerdings wäre das wohl doch etwas zu hoch gegriffen.

„Barra Da Tijuca“ ist auf Album für diejenigen, die genau auf diese locker-flockige Stimmungsmusik stehen. Der durchschnittliche ONKELZ-Fan sollte die CD lieber im Regal stehen lassen, den meisten Hörern von Metal und härterer Rockmusik wird sie wohl auch nichts geben. Wer aber derlei Musik eh schätzt, oder einfach ein offenes Ohr hat und auf der Suche nach vertont guter Laune ist, der sollte „Barra Da Tijuca“ einmal antesten! Eine Wertung gibt es übrigens nicht: Einerseits bin ich in diesen musikalischen Regionen nur minimal bewandert, andererseits wurden die Songs auf meiner Promo-CD traurigerweise gekürzt und enden somit allesamt unvollständig, was mir das Bewerten zusätzlich schwierig erscheinen lässt.

27.11.2007
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