Mawiza - ÜL

Review

Wenn sie nicht gerade aus den USA stammen, dann ist es auch im globalisierten Zeitalter nicht immer Gang und Gäbe, dass es jeder musikalischen Perle gelingt, auch im europäischen Wahrnehmungsraum zur Entfaltung zu kommen. Die chilenischen Grammy-Gewinner MAWIZA haben jedenfalls die Aufmerksamkeit des französischen Labels Season Of Mist geweckt und veröffentlichen aktuell unter deren Flagge das zweite Album mit dem Titel „ÜL“. Wie häufig bei südamerikanischen Bands der Fall, steckt in diesem Quartett, neben großer Naturverbundenheit, auch viel bittere Geschichte aus gewaltsamer Kolonisierung und großem Widerstand des eigenen Volkes – in diesem Fall der Mapuche.

Geschichte wird zur Musik

Trotz einem insgesamt ziemlich bunten, modernen Konzept, gelingt es MAWIZA, diese Emotionalität auch in musikalischer Sprache zum Thema zu machen. „ÜL“ handelt gleichermaßen vom Verschwinden der Kolibris, genauso wie den Traditionen der Urahnen bis hin zu den kriegerischen Auseinandersetzungen mit den spanischen Eroberern. In ihrer Ausführung lässt sich die Truppe aus Santiago nur schwer in ein festes Korsett pressen und wandelt in einem modernen Soundgewand zwischen Thrash- und Groove Metal sowie einer Prise Metalcore, ohne dabei zu sehr in eine Richtung zu verfallen.

Songs wie der Auftakt „Wingkawnoam“ oder „Mamüll Reke“ verfügen häufig über einen zentralen, eruptiven Rhythmus, der durch die in gesundem Maße eingesetzten Tribal-Elemente getragen wird und manchmal durchaus an SOULFLY oder SEPULTURA zu Zeiten von „Roots“ erinnert. Allerdings fehlt den Tracks häufig die notwendige Dynamik und MAWIZA verlieren sich ein wenig in repetitivem Groove-Geschredder, was auch der wirklich starke Lead-Vocalist Awka nicht retten kann. Das ist eigentlich schade, denn beim wohl eingängigsten Song auf „ÜL“ mit dem Titel „Nawelkünuwnge“ offenbart sich sogar so etwas wie Hitcharakter.

Eruptiver Tribal-Thrash

Der Gastbeitrag beim Rausschmeißer „Ti Inan Paw-Pawkan“ von Joe Duplantier von GOJIRA wäre inhaltlich auch nicht notwendig gewesen, soll aber vielleicht aufgrund des großen Namens einen anderen Zweck erfüllen. Keine Frage, wer insbesondere auf Tribal-Thrash der o.g. Bands steht, der wird auch mit MAWIZA etwas anfangen können, denn schlecht machen die Chilenen ihre Sache sicherlich nicht.

24.07.2025
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