Menschenfresser - Sterben

Review

Stell dir vor, du sitzt des Nachts in einer einsamen Hütte im Wald und bist fürchterlich aufgeregt, weil deine Freunde kurz vorher hinaus gegangen sind und einfach nicht zurück kommen wollen. Machen sie draußen alleine Party, ist ein degenerierter Serienkiller im Wald unterwegs? Alle diese Gedanken huschen durch dein Hirn, und gerader als Du denkst ach es ist bestimmt nichts und du dich ein wenig beruhigt hast, flüstert dir eine angsteinflößende Stimme das Wort “Sterben” in dein Ohr… Willkommen im vierten Albtraum von MENSCHENFRESSER, den aus Trier stammenden kannibalistischen Reitern.

Beängstigendes Potpourri

Horror Metal. Ja, das ist es. Wieder einmal. Was hat sich also am Sound des Trios geändert? Nichts, möchte man aus einer verwesenden Kehle hinaus schreien. Die morbide Atmosphäre, die seit jeher ein Markenzeichen der Band ist, ist noch immer vorhanden. Doch wurde sie dieses Mal zugunsten einiger blackmetallischer Elemente ein wenig in den Hintergrund gerückt worden. Das heißt jetzt aber nicht, dass MENSCHENFRESSER ihren Sound von Grund auf umstrukturiert haben. Sie machen nur das, was ich schon seit einer Ewigkeit gefordert habe. Sie öffnen sich nur und bleiben trotzdem bei ihrem Sound-Potpourri. Das wiederum heißt, es gibt eine völlig eigene Mischung aus Doom-, Death- und Black-Metal Elementen, die zu gleichen Teilen das Album bestimmen. Nicht in jedem Song, aber auf Albumdistanz. Bei “Frontfleisch” habe ich, ob des akustischen Intros, kurz gedacht meine Anlage ist kaputt. Und genau hier zeigen MENSCHENFRESSER, dass sie dazu gelernt haben. Die ‘Ballade’ ist musikalisch absolut ausgereift und ein ziemlich böser Doom-Metal Brocken. Wunderbar.

Passende Lyrik

Der besondere Reiz eines MENSCHENFRESSER-Albums liegt natürlich auch in den deutschen Texten, die, wie immer, nichts für zartbesaitete Genossen sind. “Gehirnmassaker” ist so eine Nummer. Im Uptempo gehalten, dazu ein paar doomige Passagen, sowie Blastbeats und ab geht die Reise. Hier ist auch die Gitarrenarbeit interessant und fügt sich nahtlos in den Song ein. Aber auch die restlichen sechs Songs (plus ein Interludium) sind auf ähnlich hohem Niveau angesiedelt. International müssen sich MENSCHENFRESSER jedenfalls nicht (mehr) verstecken. Wer auf eine kauzige Variante des Horror-Metal steht, sollte den Jungs mal ein Ohr widmen. Für mich immer noch die perfekte Mischung aus der Atmosphäre eines Horrorfilms und Old School Death Metal.

(Zu) Kurze Spielzeit

Gibt es daher nichts zu meckern? Doch, gibt es. In heutigen Zeiten ist eine Spielzeit von 29 Minuten nicht gerade üppig. Wie schon bei den vorangegangenen EPs bleiben MENSCHENFRESSER auf “Sterben” unter einer halben Stunde Spielzeit. Das kann man so machen und argumentieren, dass das ja genügend Spielzeit für ein MENSCHENFRESSER-Album wäre. Insgesamt ist es aber irgendwie ein bisschen wenig für ein komplettes Album. Wie dem auch sei, “Sterben” ist wieder einmal ein gelungener Horrortrip geworden.

22.11.2018
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