Misþyrming - Með Hamri

Review

Mit „Með Hamri“ veröffentlichten MISÞYRMING Ende 2022 ihr drittes Studioalbum. Nachdem die Isländer sehr schnell vom Geheimtipp zum etablierten Black-Metal-Act avanciert sind, können sie sich ihres Status nun schon längere Zeit sicher sein. Sie könnten sich darauf also ausruhen und im ruhigen Fahrwasser weiterdümpeln. Dass dies nicht ihr Stil ist, haben sie bereits mit der Raffinesse und der Kompromisslosigkeit der Vorgängeralben „Söngvar Elds Og Óreiðu“ und „Algleymi“ bewiesen. Auch die aktuelle Platte prescht wieder mit voller Gewalt voran und reißt ihre Hörer:innen in einer vertonten Tour de Force mit. Die Brutalität, mit der MISÞYRMING vorgehen, kommt dabei nicht nur in der Musik zum Ausdruck, sondern auch in den Songtiteln, die lose ins Deutsche übersetzt unter anderem lauten: ‚Ohne Gnade‘, ‚Ohne Mitgefühl‘, ‚Blutrache‘ und ‚Hinrichtung‘.

MISÞYRMING bieten mehr als nur Kälte und Rohheit

Doch es geht nicht nur brutal und brachial zu, auch wenn diese Stimmung auf „Með Hamri“ überwiegt. Der Opener und Titeltrack startet mit einem dissonanten Intro und vielversprechenden Aufbau, der schnell in rohes Geprügel umschlägt. MISÞYRMING setzen damit zu Beginn auf eine ihrer absoluten Stärken. Sie brechen ihre Stücke aber auch immer wieder auf, stellen einzelne Instrumente in den Fokus und sorgen neben der dominierenden Kälte und Rohheit für verzweifelte („Með Harmi“) dramatische („Blóðhefnd“) und unerwartet emotionale („Engin Vorkunn“) Momente. Der dichte Sound und die vielschichtige und detailreiche Instrumentierung unterstützen hier die eindrucksvollen Melodien.

Nur ein kleiner Abzug für „Með Hamri“

„Engin Vorkunn“ setzt sich im allgemein sehr starken Album als definitiver Hörtipp ab. Der Track startet mit einem bitterbösen Riff und lässt in schleppend-düsterer Manier und mit dämonisch anmutenden Vocals das Blut in den Adern gefrieren. Auch wenn diesem Stück die brachiale Härte anderer Tracks auf dem Album fehlt, gewittert es doch und punktet vor allem durch seine Melodien. Worauf man auf dem Album allerdings getrost hätte verzichten können, sind die atmosphärischen Intermezzi, die minutenlange Brücken zwischen einigen der Songs bilden. Diese sind im besten Fall Füllmaterial und nerven im schlimmsten Fall sogar, wie beispielsweise am Ende von „Engin Miskunn“. Dies ist zwar nur ein kleines Manko, doch zusammengenommen hätte man in der so verbrauchten Laufzeit noch ein weiteres Stück einbauen können, wovon die Hörerschaft sicher mehr gehabt hätte.

22.01.2023

headbanging herbivore with a camera

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