Monolord - No Comfort

Review

MONOLORD waren bisher nicht für eine besonders ausgeprägte Negativität bekannt, zumindest keine, die über das Normalmaß der Gepflogenheiten ihres Genres hinausgeht. Insofern überrascht „No Comfort“ mit seiner schon im Titel offen ablehnenden Haltung, die umso pessimistischer wird, je tiefer man in seine Hintergründe eintaucht. „Misanthropie ist ein immer wiederkehrendes Thema in unseren Konversationen; ein Kampf, nicht den Glauben an die Menschheit zu verlieren, wenn die Welt in Flammen steht und wir uns doch nur streiten, wie man das Feuer löscht – oder ob es überhaupt ein Feuer gibt“, summiert Drummer Esben Willems auf, womit man es sechs Songs lang in einer guten Dreiviertelstunde zu tun hat. Kein unbeschwerter Ritt in den Sonnenuntergang, stattdessen ein gegenseitiger Wettlauf von wie durch das Artwork verdeutlicht fast schon ikonischem Ausmaß – der Wechsel von Easyrider Records zu Relapse scheint hier schon fast programmatischer Teil des Konzepts zu sein.

„No Comfort“ setzen den Maßstab für MONOLORD selbst

Die fatalistische Weltsicht schlägt sich dann auch natürlich, ob bewusst oder nicht, musikalisch wieder. MONOLORDs Stoner Doom war zwar schon seit jeher mehr (melodisch) oder weniger (melancholisch) aufgeladen denn vom Kiffertum beseelt; „No Comfort“ aber gerät zum mit Abstand schwermütigsten Werk der Schweden. Als drückte die gesamte Last des Gedankenkarussels um globale Krise und persönliche Tragödie den Gemütszustand weitere sechs Fuß tiefer, entfaltet sich das vierte Album in nur sechs Jahren düsterer und wehmütiger als es der sich schon auf der letztjährigen Minitour nahtlos ins Repertoire einreihende Opener „The Bastard Son“ suggeriert. Allen voran sind es „Larvae“, „Alone Together“ und das leider viel zu kurz geratene „The Last Leaf“ mit einem wahnsinnig vereinnahmenden 70s-Rock-meets-Country-meets-Doom-Outro, an denen sich MONOLORD künftig werden messen lassen müssen. Dazu erreichen die Lead-Harmonien zwischen Gitarre und Bass eine neue Qualität und wählt Sänger-Gitarrist Thomas Jäger wie schon auf „Vænir“ eine deutlich entrücktere Position hinter dem Mikro, die seine Stimme ganz weit weg vom eigentlichen Schauplatz des Geschehens mäandern lässt – ganz so, als würde er der eh schon aufgeräumteren Produktion Tür und Tor weiter öffnen.

Nachdenkliche Heaviness

All der Nachdenklichkeit zum Trotz ist „No Comfort“ aber unbestritten heavy. Immerhin grüßen ELECTRIC WIZARD und die ewigen SLEEP nach wie vor vom gottväterlichen Podest des orangenen Sounds und nicht umsonst haben MONOLORD die wie gewohnt üppig gefüllte Relapse-Special-Editions-Schatzkiste konsequent rund um den Verstärker-Kult geplündert. In Summe enteilen MONOLORD aber ihrer Wiege schneller als die zumindest in Teilen unüberhörbar Pate stehenden aber schwerer zu greifenden PALLBEARER und man darf gespannt sein, wie vereinnahmend Album Nummer fünf geraten wird.

05.10.2019
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