Morphia - One Last Embrace

Review

Ich muss zugeben, mein erster Kontakt mit den 1995 gegründeten MORPHIA war recht spät, und zwar beim Fear Dark Festival im Mai 2006 in Stuttgart. Hier spielte die holländische Band zusammen mit DARK FORTRESS und ELUVEITIE auf einigen Konzerten dieser Tour Reihe. Der Death Doom Metal mit starkem Gothic-Einschlag und vielen symphonischen Elementen hatte mir schon damals sehr gut gefallen, wenngleich ich den Auftritt selbst als nicht allzu überragend empfand, ich hätte mir damals ein wenig mehr Spielfreude gewünscht.

Drei Jahre später nun haben sich MORPHIA aufgelöst, jedoch nicht, ohne ihren Fans in Form von „One Last Embrace“ einen wehmütigen Abschiedsgruß zu hinterlassen. Das Herzstück der DVD bildet der Live-Auftritt vom November 2008 auf dem Brainstorm Festival in Apeldoorn (Niederlande), was zugleich auch das letzte Konzert der Doomer war, danach war Schicht im Schacht.

Der Sound der Aufnahme präsentiert sich ziemlich druckvoll, stark und glasklar. Auch das gestochen scharfe Bild sowie die gelungene Kameraführung wissen zu gefallen. Keine Frage, hier waren eindeutig Profis am Werk.

Die Oranjes selbst kredenzen uns hier eine Stunde feine melancholische, dunkle, atmosphärische und auch mal verdammt heftige Klänge. Die Düsterepen zeigen ausgereiftes Songwriting, leben von traurigen Gitarrenleads, prägnanten Doom-Riffs, schleppenden bis treibenden Rhythmen, gelungenen Keyboardlinien sowie vielschichtigen Gesang zwischen Screams, Growls und Klargesang. Einen Innovationspreis gewinnen MORPHIA damit zwar nicht, MY DYING BRIDE, ORPHANAGE, ANATHEMA und KATATONIA hatten diesen Stil schon lange vorgelebt, aber stark sind die Stücke auf jeden Fall, ein bittersüßes Mahl musikalischer Traurigkeit. Die Performance selbst hinterlässt anfangs noch einen etwas spröden Eindruck, doch schon im Verlauf des erste Stücks steigert sich die Band, und auch das Publikum taut nach und nach auf. MORPHIA legten sich hier auf jeden Fall mehr ins Zeug und zeigten mehr Leidenschaft als damals in der Schwabenmetropole. Bei „Memories Never Die“ erhält die Band auch noch weibliche Unterstützung an der Violine. Eine schöne Sache ist, dass bei „Emptiness“ die ehemaligen Bandmitglieder Roger Roedoot (Gitarre und klarer Gesang) und Erik van Tulder (Bass) auf die Bühne kommen und das Stück mit viel Spaß in den Backen mitspielen. Das Hauptaugenmerk der Setlist liegt auf den letzten beiden Alben „Fading Beauty“ (2005) sowie „Frozen Dust“ (2002), mit „Ithinielle“ hat lediglich ein Stück vom Debütalbum „Unfulfilled Dreams“ Einzug gehalten. Dafür gibt es mit „This Black Veil“ einen neuen, bisher unveröffentlichten Song. Das gesamte Konzert ist auch auf der Audio-CD enthalten.

Als Extras gibt es noch unter dem Menüpunkt „Documentary“ eine Retrospektive der Karriere von MORPHIA. Den Anfang machen Impressionen von den Studioaufnahmen zum Debütalbum aus dem Jahr 1999. Es folgen Eindrücke von Studioaufenthalten, Bandproben und vom Touralltag der Jahre 2002 bis 2007. Diesen Teil hätte ich mir etwas umfangreicher gewünscht, vor allem eben auch noch mit richtigen Live-Auftritten der frühen Jahre. Weiter gibt es noch einen kurzen Einblick in die einzige Akustikshow aus dem Jahr 2004 (wieso nicht das ganze Konzert?), das Warm-Up zum Abschiedskonzert sowie die obligatorische Fotogallerie.

Schade, dass MORPHIA die Flinte ins Korn geworfen haben. Musikalisch war die Band top, und auch wenn „One Last Embrace“ einige Wünsche offen lässt, handelt es sich hierbei um einen doch gelungenen Abschluss.

11.10.2009

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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