Mother Duck - The Outer State & The Inner Truth

Review

Und wieder heißt es, alle Scheuklappen abzulegen und sich einer Band zu öffnen, deren Musik mit Metal im Grunde nicht viel zu tun hat. Dabei lohnt es sich im Falle von MOTHER DUCK durchaus, ein Ohr zu riskieren. Wie bereits beim Debütalbum „Out On The Farm“ hat das Aalener Duo mit der Hilfe vieler Gastmusiker (darunter auch der als Produzent fungierende Martin Winkler (STORMWITCH)) einen einzigartigen und innovativen Soundmix kreiert. Ohne Berührungsängste werden hier Funk-Rock, Electro-Beats, HipHop-Coolness und grungiger Garagen-Rock miteinander verbunden und vereinen sich zu einem wegweisenden Sound für die neue Dekade.

Auf ihrem zweiten Album ist die Band im Hinblick auf ihr Songwriting merklich gereift. So wirken die neuen Stücke etwas zwingender und kompakter, ohne dabei ihre stilistische Vielseitigkeit einzubüßen. In der ersten Hälfte des zweigeteilten Albums („The Outer State“) tummeln sich die eher extrovertierten Gute-Laune-Party-Songs, tanzbare Beats und coole Funk-Licks bestimmen das Geschehen. Die zweite Hälfte („The Inner Truth“) zeigt dann mehr die introvertierte Seite von MOTHER DUCK mit emotionalen Grunge- und Rock-Sounds. Diese Zweiteilung zieht sich auch durch das soundtechnische Gewand, das in der ersten Hälfte eher steril, mechanisch daherkommt, bevor es dann in einen warmen, erdigen Rocksound umschlägt.

Obwohl der MOTHER DUCK-Zweitling definitiv zugänglicher geraten ist als das Debüt, sehen es die Musiker nicht als ihre Aufgabe, der Zuhörerschaft ihren Soundmix in wohlbekömmlicher vorverdauter Form zu präsentieren. Bei MOTHER DUCK muss man definitiv etwas Zeit mitbringen, um einen Zugang zu finden und die Qualität des Dargebotenen schätzen zu können. Dafür stimmt aber auch die Langzeitwirkung. Spieltechnisch ist das alles solide in Szene gesetzt, so dass sich die Songs auch live, wo man sich unter dem THE DUCK SHOW-Banner noch etwas rockiger gibt als auf Platte, eine gute Figur machen dürften.

Natürlich ist auf diesem Underground-Zweitling noch nicht alles perfekt und die stilistische Vielfalt dürfte zur Folge haben, dass jeder Hörer hier auch einige subjektiv als schwächer empfundene Stücke ausmachen kann. Dennoch hört man, dass MOTHER DUCK Überzeugungstäter sind und in die Electro-Parts nicht weniger Herzblut stecken als in die Rock-Passagen. Da kann man die bewusst inszenierte Fahrstuhlmusik-Attitüde der beiden (konsequent mit dem selbstironischen Untertitel „Elevator Theme“ versehenen) Zwischenspiele „The Upper Floor“ und „The Ground Floor“ zwar als ein wenig nervig empfinden, die Grundmelodie der beiden Stücke ist aber geradezu unverschämt eingängig und gut. Die albernen Sprachsamples, die „Transilvanian Horror Tweed Party“ ein- und ausleiten, hätte man sich besser gespart. Und auch die beiden schwer elektronischen „Robotique“-Stücke dürften Rock-Fans trotz ihrer kompositorischen Klasse eher schwer im Magen liegen.

Mit „Leaving Los Angeles“ findet sich auch eines der Highlights vom Debütalbum auf „The Outer State & The Inner Truth“ wieder, das allerdings zu diesem Zweck in den renommierten Londoner Abbey-Road-Studios neu gemastert wurde. Einen weiteren Verweis auf den Vorgänger stellt „House Of Mutants“ dar, das folgerichtig den Untertitel „Return Of The Bizzaro Beast“ tragen darf. Erwähnung verdienen darüber hinaus das in klassischer PINK FLOYD-Tradition mit auf analog getrimmten Synthesizer-Sounds experimentierende „Factory 12B“ und das zunächst unspektakulär wirkende, sich dann aber umso fieser im Hörzentrum einnistende „Mama“, das im Refrain mit einem leichten Reggae-Rhythmus aufhorchen lässt. Absolutes Album-Highlight ist aber das geradezu unverschämt funkige „Venice Beach Surfing Day“, dem ergänzende Trompeten-Klänge und ein ruhiger Zwischenspiel-Part den ganz besonderen Pepp verleihen.

25.02.2011
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