Munarheim - Stolzes Wesen Mensch

Review

Die Coburger MUNARHEIM veröffentlichen mit „Stolzes Wesen Mensch“ ihr zweites Album. Seit der Gründung 2007 haben die Gründungsmitglieder Sebastian Braun (Musik) und Pascal Pfannenschmidt (Texte) sechs weitere Musiker an Bord geholt und mit ihnen den Sound stetig weiterentwickelt, sodass 2013 die erste EP „Liberté“ erschien. Bereits auf ihrem Debüt-Album „Nacht und Stürme werden Licht“ überzeugte die achtköpfige Band mit einer reizvollen Mischung aus Black und Folk Metal mit orchestralem Begleitwerk zu gefühlvoll-philosophischen Texten.

Bereits der erste Song der neuen Platte, „Flammenheer“, steigert sich in fantastischer Weise zu einem symphonischen Kracher, der zweifelsohne Soundtrack-Charakter aufweist. Speziell wenn akustische Gitarren (Sebastian Braun, Theresa Trebes) einsetzen und Sänger Pascal beschwörende Worte flüstert, bezweifelt niemand, dass es sich hier um eine Ausnahmeerscheinung der deutschen Metal-Szene handelt. Die stimmige, klanglich volle Komposition könnte so 1:1 von einem Orchester live aufgeführt werden, so der Anspruch der Komponisten von MUNARHEIM. Der Opener endet mit einem epischen Gitarrensolo – so muss das sein!

Ebenso satten Sound bietet der Titeltrack „Stolzes Wesen Mensch“, harte Gitarren lassen den Boden beben und man erschauert bei Sänger Pascals sicher sitzenden brutalen Growls. Dazu werden melodische Elemente wie die Flöte (Ramona Müller) oder abrundende Background-Chöre (realisiert durch Sebastian Braun, Theresa Trebes und zwei Gastsängerinnen) kombiniert – betörend!

Sanft dagegen beginnt „Sehnsucht“: Akustische Gitarren und Percussion im Folk-Stil (Wolfgang Mehringer) bekommen durch treibende Keyboard-Melodien und die Flöte einen mittelalterlichen Touch. Dieser Song bäumt sich ebenfalls gegen Ende durch Backgroundchöre und Gitarrensoli (beachtlich: auch die akustische Gitarre bekommt hier Solo-Parts!) wahnsinnig auf – spätestens jetzt ist der Hörer wirklich platt. „Doch glaube mir, erst wenn ein Sturm sich erhebt, in dir bebt, wirst du spür’n, dass du lebst“ – genau das!

Keine Pause: Sirenenhafter Backgroundgesang untermalt „Sternenschrei“, ein ergreifender Song über den Sinn und das Sein, wie gewohnt im orchestralen Gewand – sagenhaft tiefgehend! Nicht weniger mitreißend ist „Rauschende See“, wieder eine symphonische Bestleistung, die dem Hörer mit melodischer Wucht die eigene Vergänglichkeit anhand der Naturromantik vor Augen führt.

Eine völlig andere Facette zeigen MUNARHEIM in „Sommernachtstraum“, dessen Melodie etwas an NIGHTWISHS „The Islander“ erinnert. Hier kann der Hörer Sänger Pascals angenehmer Sprechstimme lauschen und sich einer sanften, bezaubernden Atmosphäre hingeben, geschaffen aus sanften elektrischen Gitarren und Ramona Müllers Flöte, passend zum Titel „Sommernachtstraum“. Und keine Sorge, natürlich findet auch dieser Song seinen bombastischen Höhepunkt mit epischen Chören und ordentlichen Growls.

Die Vergänglichkeit des Lebens wird erneut in „Leben“ thematisiert, das ebenfalls vor orchestraler Energie strotzt und durch seine mitreißenden, rhythmischen Gitarren und pulsierenden Drums niemanden mehr auf seinem Stuhl halten dürfte. Unglaublich episch dazu der weibliche Backgroundchor mit den Zeilen „vita somnium breve“. Ein besonders dynamisches Entladen der Gefühle gelingt MUNARHEIM in „Augenblick“, das den Hörer auf einige rhythmische Experimente mitnimmt, aber nicht an symphonischem Glanz spart.
Besonders eingängig ist „Wolf“, ein Coversong, der eigentlich von dem schwedischen Folk-Pop-Duo FIRST AID KIT stammt und von Sebastian Braun in ein symphonisches Gewand gekleidet wurde – packend! Eine der beiden Chor-Gastsängerinnen (Andrea Saal) steuert hier englischsprachige weibliche Leadvocals bei und auch Sänger Pascals Growls harmonieren sehr gut: Äußerst stimmiger Folk Metal. Definitiv ein Anspiel-Tipp!

Mit „Unter den Sternen“ kommt das zweite MUNARHEIM-Album „Stolzes Wesen Mensch“ zu einem würdigen bombastischen Ende. Eine dreiviertel Stunde lang jagte ein symphonischer Kracher den nächsten, keinem Song mangelt es an melodischer Vielfalt oder inhaltlicher Tiefe – ein wahres Meisterwerk für jeden Fan symphonischer Folk-Metal-Musik. Mitreißender Crossover made in Germany – unbedingt anhören!!

05.08.2015
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