Mur - Mur

Review

Die zwischenzeitlich extrem angesagte musikalische Melange aus Black Metal und Hardcore bekommt mit der selbstbetitelten EP von MUR neues Futter. Ganz so einfach sind die 2010 gegründeten Franzosen aber eigentlich gar nicht einzuordnen. Zu den beiden eingangs erwähnten musikalischen Feldern gesellen sich noch freudvoll ausgeprägte elektronische Spielereien, jazzerfüllte Passagen und Einflüsse aus dem Industrial. Was sich anfangs nach einer mehr als interessanten Mischung anhört, stellt sich als Material mit nicht minder ausgeprägtem Suchtfaktor heraus.

„Hugo Suits“ tritt den rund 25 minütigen Ekstasetrip mit dem Beweis an, dass es möglich ist, Blastbeats, tanzbare Technobeats und Breakdowns zu einem kohärenten Song zu vermischen. Zum Ende hin leiten rauschende Rückkopplungen in das im Tempo gedrosselte “Hermetic Party“ über. Die langsame, hypnotische Gitarrenmelodie wirft ihren Haken und lässt einen tiefer im Strom aus tonnenschweren Riffs und Doublebass-Attacken versinken. Erneutes Gitarrenrauschen schlägt die Brücke zu “Feed The Swamp“, dem deutlich härtesten Stück der EP. Extrem tief gestimmte Gitarren grooven sich ihren Weg durch ein waberndes Dickicht, begleitet von dem leidvollen, zugleich aber ziemlich aggressiven, Gesang von Christophe Denhez. Wie schon zuvor, überraschen abgespacte Elektronika, die zwar insbesondere in diesem Stück regelrecht primitiv erscheinen mögen, ihre Wirkung aber dennoch nicht verfehlen. So auch im anschließenden “Dominance“, dessen chaotische Songstrukturen einem zeitweise gar CONVERGE im Kopf hervorrufen. Seinem Namen gerecht werdend, prescht der Song durch sein aggressives Riffing enorm dominant nach vorne, die elektronischen Zusätze tun ihr übriges. “I’d Rather Have You Dead Than Pregnant“ ist dann schon der letzte Song dieser im Grunde viel zu kurzen EP. Anfangs zerfahren und vertrackt, bietet dieser wohlbetitelte Song, ausgelöst durch chorartigen Hintergrundgesang und flächige Keyboards, neben all seiner Härte auch ein gehöriges Maß an Atmosphäre, gegen Ende gar mit 80er-Synthiepop-Note.

Wen das bisher nicht zum Schließen des Fensters oder Tabs gezwungen hat, sollte bei dieser EP definitiv zugreifen. Die Jungs von MUR beweisen ein Händchen für die Vermengung verschiedener Genres und scheuen sich nicht herumzuexperimentieren. Die daraus resultierenden Songs sind aufgrund ihres Abwechslungsreichtums immens kurzweilig und zeugen von hoher Qualität. Vergleiche sind überflüssig, aber allein die Verschiedenartigkeit nachfolgender Bands dürfte zeigen, dass es wahrlich an ein Wunder grenzt, dass MUR aus diesen Einflüssen in sich stimmige Songs erschaffen haben und sich nicht selbst demontiert haben: CASTEVET, SHINING (NO), CONVERGE. Bleibt nur zu hoffen, dass bald auf voller Länge nachgelegt wird.

25.04.2014

Präsentationsressort & Akkreditierungen: Festivals

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