Myrath - Reflections

Review

Eine Best Of im Jahr 2025 herauszubringen, wirkt archaisch. In Zeiten von Streamingdiensten, in denen sich jeder eigene Playlists erstellt und die beliebtesten Tracks ohnehin anhand der Plays sichtbar sind, erscheint es altmodisch, diese auf CD und LP zu veröffentlichen. Dennoch haben MYRATH genau das getan und blicken mit „Reflections“ auf ihre Karriere und fast alle Studioalben zurück.

MYRATH bündeln ihre Hits in 70 Minuten

Der orientalische Power Metal mit symphonischem Touch ist längst das Markenzeichen von MYRATH. Spätestens auf den letzten drei Alben „Legacy“, „Shehili“ und „Karma“ haben die Tunesier ihr Handwerk perfektioniert: eingängige, aber vielschichtige Melodien mit arabischem Twist. Genau von diesen drei Alben stammt der Großteil der Songs auf „Reflections“, ergänzt um ein paar Stücke des Drittwerks „Tales Of The Sands“. Die ersten beiden Alben „Hope“ und „Desert Call“ bleiben – abgesehen von der Live-Version von „Madness“ – außen vor, was angesichts des „Best Of“-Anspruchs schade ist.

Über die Songauswahl ließe sich diskutieren. Alle Video-Singles der jüngeren Bandgeschichte sind auf „Reflections“ vertreten, zusammen mit Live-Hits und Geheimtipps. Dank des sorgfältigen Remasters klingen alle Stücke auf ähnlichem Produktionsniveau, sodass sich die Best Of ohne Brüche durchhören lässt. Das einzige Live-Stück steht am Ende der Platte und stört den Fluss nicht.

Was MYRATH ausmacht, ist die Vielfalt: Englisch trifft auf Tunesisch, harte Riffs auf klassische, orientalische Melodien. Dazu streut die Band Modern-Metal-Elemente ein, scheut sich nicht vor sanften Breakdowns und brilliert in bester Prog-Manier. Die orchestralen Arrangements verschmelzen organisch mit landestypischen Instrumenten. Sänger Zaher Zorgati sorgt mit seinem rauen Organ für hohen Wiedererkennungswert.

„Reflections“ bündelt die Stärken der Band

Fans, die alle Alben besitzen, brauchen „Reflections“ nicht zwingend, da die Compilation abseits des Remasters wenig Neues bietet. Da ältere Werke von MYRATH jedoch schwer zu bekommen sind, wäre eine stärkere Berücksichtigung dieser Alben wünschenswert gewesen. Dennoch enthält „Reflections“ fünfzehn gute bis sehr gute Songs aus dem jüngeren Portfolio der Band. Wer die Tunesier noch nicht kennt, findet hier einen idealen Einstieg.

31.08.2025

Redakteur für alle Genres, außer Grindcore, und zuständig für das Premieren-Ressort.

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