Myrkgrav - Trollskau, Skrømt Og Kølabrenning

Review

Mit „Trollskau, Skrømt Og Kølabrenning“ von MYRKGRAV ist mir eine wahre Perle heidnischer Tonkunst ins Haus geflattert. Lars Jensen, der Solokünstler Jahrgang ’86, der hinter MYRKGRAV steckt, fabriziert folkloristisch angehauchten Pagan Black Metal feinster Sorte. Und „Trollskau, Skrømt Og Kølabrenning“ ist sozusagen das Vorzeige-Album in einem Genre, dass ansonsten nur so vor belanglosen Werken unzähliger „Künstler“ trieft.

So wie diese Scheibe gestrickt ist, sollte jedes Album sein, denn hier stimmt (fast) alles. Die Musik des Norwegers glänzt nur so vor Abwechslung, musikalischem Verständnis, der fachgemäßen Dramaturgie und der richtigen Verwendung passender Stilmittel. Die vielen kleinen Details, die man mit jedem Durchlauf vermehrt raushört, machen das Album zu einem meiner Geheimtipps und Favoriten in diesem Jahr. Nicht nur, dass ein so junger Mensch eine solch tiefe Verbundenheit zu seiner Heimat zeigt und dies in seinem, dem Ringeriker, Dialekt vertont, sondern auch die Tatsache, dass er alle Instrumente (bis auf das Schlagzeug) im Alleingang eingespielt hat, beweist die Genialität von Künstler und Werk. Das Zusammenspiel aus nordischer Doublebass-Raserei und der emphatischen klaren Männerstimme, die in ständigem Duell mit der keifenden Black Metal-Stimme steht, spannt einen Spannungsbogen und die Gitarre die mal anführt, mal begleitet, rundet das Gesamtwerk ab. Die Basslines, die teilweise von Espen Hammer (LUMSK) eingespielt worden sind, gehen zwar etwas unter, aber nichtsdestotrotz bereichern sich die Musik von MYRKGRAV. Ebenfalls zu hören ist eine Gastmusikerin, die mit ihrer hellen Stimme zwei Songs veredelt. Das Album ist als Huldigung an seine Heimatregion Ringerike gedacht und Lars Jensen widmet seine Texte sowohl ihr, als auch seiner Familie und seine Musik ist von der lokalen Historie, alten Geschichten und Sagen inspiriert, mit denen er aufwuchs. Die Songs sind fast alle auf eine Weise hymnisch, was sicherlich mit dem klaren Männergesang zusammenhängt und damit, dass die Musik trotz der stürmischen Kickdrum, immer sehr getragen und würdevoll daherkommt. Trotz der starken folkloristischen Ausrichtung der elf Songs bleiben die aggressiven Attacken nicht außen vor – in den vereinzelten intensiven Black Metal Passagen zeigen sich die Anfänge von MYRKGRAV deutlich. Passend zum Gesamtkunstwerk „Trollskau, Skrømt Og Kølabrenning“ zeigt das Cover die Verwandten von Lars Jensen auf ihrem Gut, gemalt von einem namhaften Künstler aus seiner Region.

Die Rückseite der Medaille, sprich die Kritik, ist schnell gegessen. Der einzige Fauxpas, den sich Lars Jensen geleistet hat, ist das Outro, „Endetoner (Instrumental)“, welches wirklich unausgereift scheint und sich dementsprechend anhört. Auch passt es nicht so recht zu den restlichen Liedern. Dies allein verbaute MYRKGRAV eine stattliche Punktzahl und den Einzug in die Königsklasse. Doch ich bin mir absolut sicher, dass spätestens mit dem nächsten Album die 9-Punkte-Hürde genommen sein wird, denn MYRKGRAV besitzt viel Potential!

Anspieltipp: „De To Spellemenn“

26.10.2006
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