Nastrandir - Zwischen Horizonten

Review

Wikinger. Männer in mächtigen Cargo- und Armyhosen, C&A-Wollpullovern, weißen Kapuzenpullis und karierten Kilts. Furchtlose Krieger, denen kein Mittel zu schade ist, um die glorreichen, gar mächt’gen Zeiten zu besingen und die Seelen der Ahnen mit heroischem Liedgut zu ehren, sogar die Violine nicht, bekanntlich DAS klassische Wikingerinstrument. So genannte Musiker, die vor zwei Jahren das erste Mal ein Instrument aus der Nähe, aber noch nie einen Gesangslehrer gesehen haben. Norddeutschlandheiden, die sich berufen fühlen, ein Album vom Kaliber von „Zwischen Horizonten“ aufzunehmen und zu veröffentlichen, und dem düdeligen Paganmetal mit einem weiteren nichtsnutzigen Werk auch einen weiteren Sargnagel einzuschlagen . Das alles zeugt von echtem Wikingerblut und von unerschöpflichem Mut (und von einer brachialen Geschmacklosigkeit, vielleicht sogar von Taubheit), denn dieses Album ist mit Abstand der größte Mist, der dieses Jahr im Pagan-Metal-Bereich veröffentlicht wurde.

Warum? Weil NASTRANDIR absolut gar nichts können, außer schrecklichen Riffs, zum Erzittern schiefen Leadgitarren, poltrigen Drums mit furchtbarem Plastikklang, lachhaft geknurrtem RAMMSTEIN-Gesang und noch viel furchtbareren und schieferen „Wikingerchor-Gesängen“, und das alles scheinbar nur, um mir das Reviewschreiben zur Qual zu machen. Die Texte sind typisch für den Stil: absolut sicher neben dem Metrum, mit Reimen, die selbst meine zehnjährigen Nachhilfeschüler sich nicht zu verwenden trauen würden, und mit der sprachlichen Gewandtheit eines Primaten verfasst. Die Songs werden mit zunehmender Spielzeit unglaublicherweise immer schlechter und einfallsloser und kommen bei „Die Seelen der Ahnen“ am totalen Tiefpunkt an. Mir fehlt sogar das Vokabular, um dieses Gedudel adäquat zu beschreiben. Grundsätzlich fußen die Songs auf den typischen Gitarrenmelodien, wie man sie mit der Reichweite von fünf Bünden eben hinbekommen kann, und ein bisschen akkordischen Rhythmusgitarren. Hier und da ein wenig akustisches Geklimper und dick pathetisch aufgetragene Keyboards, dazu ein netter Schlagzeugtakt aus dem True Pagan Drum Pattern Creator ™, und fertig ist das Meisterwerk.

Mich wundert, wie man allen Ernstes und bei vollem Verstand eine solche Gülle zusammenbasteln kann. Selbst die Produktion aus dem altehrwürdigen Lübecker Rosenquarz-Studio (gegen schlechten Geschmack hilft auch keine Esoterik!) biedert sich an dieses Qualitätslevel an und liefert einen Sound, den jede talentierte Demoband in Heimarbeit mindestens um eine Welt schlägt. Viel schlimmer finde ich aber, dass solche Platten nicht nur aufgenommen, sondern auch noch veröffentlicht werden. Ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal sagen würde, aber im direkten Vergleich danke ich Odin, Thor und allen anderen Göttern, dass es noch Bands wie die guten alten WOLFCHANT gibt.

16.08.2007
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