Nervosa - Agony

Review

NERVOSA – die Band um die drei charismatischen Brasilianerinnen Fernanda Lira, Prika Amaral und Pitchu Ferraz, ist nicht mehr ganz taufrisch innerhalb der Thrash-Metal-Szene. 2012 veröffentlichte das Trio sein erstes Demo, 2014 erschien das Debütalbum „Victim Of Yourself“. In wenigen Tagen geht es weiter, denn das neue NERVOSA-Album „Agony“ steht kurz vor seinem Release und vorweg sei gesagt: Thrash-Metal-Fans dürfen sich auch auf diese Platte freuen.

NERVOSA reißen die Hütte ab

Das liegt vor allem daran, dass NERVOSA mit Fernanda Lira eine außerordentlich gute Sängerin im Gepäck haben, die es versteht, die ruppigen, teils melodischen Gitarrenriffs und das aggressive Schlagzeug mit ihren biestigen Screams und Shouts anzuführen. Den Einstieg bildet „Arrogance“. Ein schneller, brutaler Brecher, der zwischen pfeilschnellen Riffs sowie Blastbeats und Segmenten im Midtempo pendelt. Bereits hier kann sich der Hörer von Liras Gesang und der qualitativen Leistung der Instrumentenfraktion beeindruckt zeigen. Das folgende „Theory Of Conspiracy“ schaltet noch einmal einen Gang hoch und brettert mit voller Wucht aus den Boxen. Auch hier zeigen sich NERVOSA abwechslungsreich und spielfreudig. Das Highlight von „Agony“ findet sich allerdings mit dem vierten Song „Intolerance Means War“. Die catchy Gitarrenriffs, die am Anfang geboten und von Fernanda Lira erneut passend in Szene gesetzt werden, weichen nach kurzer Zeit dem brachialen Refrain. Dieser ist in seiner Härte absolut mitreißend und verlockt mehr als einmal zum Drücken der Repeat-Taste.

Gelegentliche Monotonie

Ganz ohne Makel kommt „Agony“ dennoch nicht aus. Obwohl wir es hier mit einer guten, abwechslungsreichen Thrash-Metal-Platte zu tun haben, gibt es ein paar Dinge, die dem Hörgenuss nicht zuträglich sind. Zum einen sind das diverse Momente in Songs wie zum Beispiel „Guerra Santa“, die schlicht Thrash-Stangenware sind und lediglich von Liras Gesang gerettet werden (Was nicht heißen soll, dass der Song schlecht ist. Der Refrain ist klasse.). Zum anderen ist es die Tatsache, dass sich die Titel in ihrem Aufbau oft stark ähneln. Dies fällt mitunter erst nach mehreren Durchläufen auf, doch es ist nicht zu leugnen, dass viele Nummern nach NERVOSA-Schema-F funktionieren. Songs wie „Arrogance“, „Intolerance Means War“, „Failed System“, „Surrounded By Serpents“ und andere geben sich im Grunde abwechslungsreich, sind in ihren Refrains allerdings komplett gleich aufgebaut. Die Gitarre spielt ein brachiales Riff, gerne auch mal im Midtempo und Fernanda Lira schreit den Songtitel gen Orbit. Das geht zwar jedes Mal gut ins Ohr und ist stimmig umgesetzt, auf die Dauer aber eintönig.

Ich weiß, Jammern auf hohem Niveau. Ich möchte „Agony“ nicht schlechter machen, als es ist. Im Grunde erwartet den Hörer mit der neuen NERVOSA-Platte ein Werk, welches im Gesamtpaket stimmig ist und Spaß macht. Wer über manch ausgelutschtes Riff und stellenweise ähnliche Songstrukturen hinwegsehen kann, der bekommt ein qualitativ hochwertiges, von den Instrumenten her abwechslungsreiches und mit einem lupenreinen Gesang auftrumpfendes Werk präsentiert, mit dem man als Fan der Musikrichtung und/oder Band nicht viel falsch macht.

28.05.2016
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