New Born Hate - Obsessed

Review

Schade finde ich es immer, wenn man glaubt, genau zu wissen, was eine Band anders machen muss, um überzeugen zu können, das Gebotene in der dargereichten Form aber nicht ausreicht, um den Hörer bei der Stange halten zu können. NEW BORN HATE sind so eine Band. Die Jungs stammen aus dem musikalisch schon seit einiger Zeit recht aktiven Raum Heidelberg und ihr Debüt „Obsessed“ hat einige gute Ansätze, die kompositorischen Kernprobleme sorgen aber für einen überaus zwiespältigen Eindruck.

Das Hauptproblem vieler Songs ist: Sie sind zu lang. Der Opener „On The Way“, „Facing The Demon“, „The End Of Obsession“, „666“, allesamt Songs, die mit ihrer Spielzeit zwischen sechs und sieben Minuten die Laufzeit des Albums auf eine knappe Stunde aufblähen – und dafür, so muss man das leider sagen, bieten NEW BORN HATE zu wenig musikalische Substanz. Die Riffs, die sich dabei noch geschickt zwischen Thrash und Hardcore platzieren, sind noch nicht mal das Problem – es gibt Bands, die in dieser Hinsicht weniger effektiv zu Werke gehen als unsere fünf Landsleute. Das Problem ist: Die Ideen, die verarbeitet werden, rechtfertigen die Dauer der Songs einfach nicht. NEW BORN HATE sind nicht MACHINE HEAD, und ihre Nummern bieten auf diesem Debüt noch nicht genug überzeugende künstlerische Argumente. Manche Songs ein wenig gekürzt und die Sache würde etwas anders aussehen – wäre da nicht der ar eindimensionale Gesang. Die Vocals verhindern es, dass die in den etwas besser auf den Punkt kommenden Songs durchaus wohlgefällig arrangierten Songstrukturen wirklich zum Zug kommen. Wenn sich der Refrain kaum von der Strophe unterscheidet und die Gitarrenläufe das einzige melodische Moment der Musik sind, dann läuft so manche Idee zudem noch ins Leere, wenn man keinerlei Innovationen zu bieten hat. Das teilweise haaresträubende Englisch, in dem die Texte verfasst wurden, muss einen weiteren Minuspunkt bedeuten.

Mein Tipp an die Band wäre: Beim nächsten Mal alles ein klein wenig straffen. Die Wenigsten hören sich diese Art Metalcore eine ganze Stunde an, ohne dabei mehrfach auf die Uhr zu schauen. Effektivität vor ausgefeilten Arrangements, die kommen mit der Zeit von ganz alleine. Und, wenn es geht, noch ein wenig am Gesang feilen. Die Songs auf das nötigste reduziert und die guten Ideen etwas überzeugender umgesetzt – und die Sache hat sicher bald Hand und Fuß. Im Moment wirkt das aber alles noch zu unentschlossen.

11.08.2010
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