Nymf - Nymf

Review

Niklas Sjöberg? Den kennen wir doch von den formidablen GRAVIATORS, welche an diesem Orte in Kürze noch vorgestellt werden. NYMF? Never Your Mother Fucker? Oder was soll dieser Name bedeuten? Egal. Die Musik spricht für sich, denn es handelt sich bei dieser schwedischen Band um feinsten Stoner-Doom, wie er derzeit in so guter Qualität vor allem in Skandinavien wie schwarze Rosenstöcke aus dem torfhaltigen Boden sprießt.

Schwer, heavy, dornig, saucool, so könnte man NYMF auch bezeichnen. Im Gegensatz zu den Neunzigern versuchen die neuen guten Bands, welche sich mit Ozzy auseinandersetzen, nämlich nicht, möglichst eunuchenhafte Gesänge mit altem Doomriffing zu koppeln, sondern orientieren sich an KING CRIMSON, schwerem Kiffersoundkaskaden der Siebziger; dieses Gewaber ist weitaus authentischer, birgt mehr Nachhaltigkeit, ist geeignet, oft gehört zu werden, ist intelligenter arrangiert, mit mehr Rockatmosphäre versehen als das ganze Kastratengeschwurbel, das wir bis vor kurzem ertragen mussten, wenn es um Bands ging, die von sich selbst behaupteten, legitime Nachfolger BLACK SABBATHs und CANDLEMASS‘ zu sein.

„The Grave“ und „Dark Autums Fire“ warten auch noch mit feinen herben Growls (erinnern etwas an die Grunts aus AMORPHIS‘ „Elegy“-Phase) zu allergeilstem charismatischem Klargesang und fett in den Vordergrund gemischten Gitarren und Bass auf; die Drums klopfen hier variabel, etwas unheilschwanger und sind absolut gleichberechtigt zu den anderen Instrumenten: auch das haben NYMF den Sechzigern und Siebzigern gemein. Weiterer Pluspunkt ist natürlich, dass unsere Gitarrenfreunde sägen, was die Klampfen hergeben. Das wiederum erinnert an die NWOBHM, denn die Gitarren sind NICHT, wie im Power Metal, auf das Tirillieren und barockes Geschwänzel angelegt, sondern hier wird mal mit echten Muskeln ordentlich Boden vermessen, was außerordentlich fein stimmt! Fingerfertige Soli werden quasi beiläufig eingestreut, ohne Aufsehen.

Und das Shirt ist immer verdammt knapp; die Energie will raus, Eiweiß bricht sich Bahn. Meine Güte, play it loud… Schief, schräg, dabei melodisch fuhrwerken sich diese vitalen Buben durch ihr mit Verve komponiertes Liedgut. Die Kollegen von ASTEROID und DEXTER JONES CIRCUS ORCHESTRA machen ähnlich coole Musik, obwohl natürlich mit anderen Schwerpunkten. Könnte man da nicht einmal ein gemeinsames Konzert arrangieren? Vielleicht noch mit PLACE OF SKULLS? Jetzt erklingt der Titelsong, und wie. CANDLEMASS können einpacken. Ich glaube, selbst Ozzy würde hier eine Träne im verbliebenen Äuglein haben, so sehr muss er sich in die Zeiten von „Paranoid“ zurückversetzt fühlen. Und es folgen noch „Step Inside“ und „Forsaken“ (mit großartig integrierter Folkpassage!), Kracher erster Güte…

In diesen Zeiten des überbordenden Promomülls bin ich dieser Band und auch dem außerordentlich feinen Label dankbar, solche Perlen auf den ahnungslosen Taucher loszulassen! Und ich mutiere allmählich zum Fan dieser Musikrichtung, ich gebe es zu…

23.01.2011
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