Oaken - King Beast

Review

Dark Experimental Hardcore aus Budapest, in Kürze erscheinend über das Hannoveraner Label Alerta Antifascista Records. Vier Songs in fast 40 Minuten. Das Obskuritätenbarometer schlug angesichts dieser vielversprechenden Eckdaten ordentlich aus. Das Rezensenteninteresse ward geweckt.

Wie erwartet, reicht die übergeordnete Genre-Schublade Hardcore im Falle des hier Gebotenen trotz vorangestellter Relativierungen („Dark Experimental“) einfach nicht aus, um die Musik von OAKEN auch nur annährend zu beschreiben. Hardcore ist hier wirklich am ehesten die Attitüde, während der Fünfer musikalisch überwiegend Death/Doom-Passagen mit sphärischen Entspannungspausen vermengt und zu vier düsteren Überlänge-Brocken meißelt. Der Opener „Monastery“ erinnert beispielsweise die ersten sechs Minuten lang an einen EYEHATEGOD-Song mit vermehrtem Death-Metal-Einschlag, nur um danach im Feedback zu verklingen und von Shoegaze-Gitarren und Flüsterstimmen getragen zum Ende zu finden.

„Killing Fields“ startet hingegen wie ein verstörender David-Lynch-Soundtrack und weckt Assoziationen mit riesigen Stahlriesen auf offener See. Die einsetzenden Drums und die dissonanten Gitarren leiten erst im letzten Songdrittel zum einsetzenden Gesang über. Hier erinnern OAKEN eine bösere, rohere Version von FUCKED UP. Das folgende „Hyena“ ist sogar noch ein bisschen packender. Auch hier wird hörbar Wert auf Atmosphäre und Kopfkino gelegt. Das fast dreiminütige Intro baut geschickt die Spannung auf, es folgen 45 Sekunden Geknüppel und plötzlich ein orientalisch angehauchter weiblicher Gesangspart wie in JEFFERSON AIRPLANE’s „White Rabbit“. Und tatsächlich funktioniert das auch alles und bleibt schlüssig. Man hört deutlich, dass diese Songs organisch gewachsen sind – verzweifeltes ADHS-Genre-Gehüpfe bleibt aus.     

Das elfminütige „Damnation Memoriae“ beginnt abermals als schleppendes Death/Doom-Monster, diesmal versetzt mit einer Prise Melodeath, die den erhabenen Charakter des Songs noch verstärkt. Zwar gibt es auch hier eine Handvoll cleaner Intermezzi – dennoch handelt es sich beim vierten und letzten Song auf „King Beast“ sogar um den konventionellsten. Was keineswegs negativ gemeint ist. Tatsächlich bringen die verhallenden Drums diesen stilvollen Koloss von einem Album zu einem mehr als angemessenen Ende und mir bleibt nur zu konstatieren, dass OAKEN sich für mich mit „King Beast“ auf Anhieb den Status eines absoluten Geheimtipps des noch jungen Jahres eingehandelt haben. Wenn die Jungs das mit der Antifascista-Attitüde demnächst dann noch ihrem geschätzten Herrn Orbán zu verstehen geben, bin ich vollends zufrieden.

14.02.2016
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