Spielkritik - Observation

Review

Wir blicken heute mal wieder über den Tellerrand und präsentieren euch dieses Mal eine Besprechung zum Videospiel OBSERVATION (nicht zu verwechseln mit dem ebenfalls nah an einem berühmten Sci-Fi-Filmklassiker angelehnten OBSERVER). Dieses ist von No Code mit der Unity Engine entwickelt und durch Devolver Digital veröffentlicht worden und auf PC und Playstation 4 erhältlich (getestet: PS4-Version). Dabei handelt es sich um einen interaktiven Sci-Fi-Thriller in Form einer Art Point-And-Klick-Adventure, das einer ganz bestimmten Vorlage Tribut zollt.

OBSERVATION: A Space Oddysey?

Ihr wolltet schon immer einmal eine interaktive Variante von Stanley Kubricks „2001: A Space Odyssey“ haben? Dann haben Devolver etwas Feines für euch. Denn OBSERVATION lässt diesen Traum wahr werden und präsentiert sich im weiteren Sinne als spiritueller Nachfolger der Ideen hinter dem Sci-Fi-Klassiker, speziell dessen berühmte Szenen, die sich an Bord der Discovery abspielen. Das Spiel lässt euch nach dessen Vorbild ein Adventure an Bord der titelgebenden Raumstation erleben. Der Twist: Ihr schlüpft in die Rolle der KI S.A.M., die natürlich den Bordcomputer HAL 9000 referenziert, bis hin zur monotonen Sprachausgabe.

Die Handlung dreht sich um die titelgebende, multinationale Raumstation in der Umlaufbahn der Erde, deren Systeme durch einen mysteriösen Zwischenfall beschädigt bzw. gänzlich ausgefallen sind. Die Stationsärztin Dr. Emma Fisher versucht, die Schäden in der Station mithilfe der KI S.A.M. in den Griff zu bekommen und herauszufinden, was sowohl mit der Station als auch mit dem Rest der Besatzung passiert ist. Im Verlauf der Handlung stellt sich (wenig überraschend angesichts des Quellenmaterials) heraus, dass S.A.M. scheinbar eigene Ziele verfolgt – und dass die Raumstation längst nicht mehr um die Erde kreist…

Eine glaubhafte Spielwelt

Die Szenerie ist der Star des Spiels. Während die Grafik bombastisch aussieht und allein die Mimik der menschlichen Charaktere gelegentlich etwas hölzern wirkt (jedoch bei weitem nicht so schlimm wie beispielsweise bei MASS EFFECT ANDROMEDA), ist die liebevoll gestaltete Spielwelt gefüllt mit Details, die ihre eigenen Geschichten erzählen. Die Raumstation ist wie ein tatsächlicher Arbeitsplatz eingerichtet und vermittelt eine glaubhate Umgebung. Die Synchronsprecher sowie das durchweg gelungene Sounddesign leisten ganze Arbeit, um das glaubhafte Feeling eines Sci-Fi-Thrillers zu transportieren und die Szenerie mit Leben zu füllen.

Als KI des Raumschiffes obliegt es euch, mit den elektronischen Geräten der Station Observation zu interagieren, Schadensberichte der Station zu analysieren und zu liefern oder Dokumente zu scannen, um Hintergrundinformationen oder auch Codes, um Upgrades zu erhalten. Während ihr zu Beginn noch an die Kameras an Bord gebunden seid, speist Dr. Fisher das Bewusstsein der KI im weiteren Verlauf in eine mobile, sphärische Drohne ein, wodurch ihr deutlich mehr Mobilität gewinnt. Neben freier Beweglichkeit im luftleeren Raum innerhalb der Station gehören auch Fahrten außerhalb der Station dazu. Diese sind natürlich ein Highlight und lassen schon mal die Kinnlade herunter klappen.

An Bord der Observation

Die Steuerung der Drohne gestaltet sich als etwas träge, was aber irgendwie passt. Ihr verfügt über einen Antwortmodus, mit dem ihr Dr. Fisher üblicherweise Statusberichte liefern könnt, indem ihr gewisse Objekte im Interface markiert. Der Rest der Funktionalitäten ist meist kontextsensitiv, sodass ihr mit den meisten relevanten Objekten via einfachen Knopfdruck interagieren könnt. Ihr könnt dabei zwischen Drohne und Kameras wechseln, was nötig ist, da die Drohne nicht auf alle elektronischen Geräte Zugriff hat.

Viel Freiheiten lässt euch das Spiel dabei nicht. Es führt euch stringent durch die Handlung hindurch und hat dabei auch wenig Zeit für den sonst genretypischen Humor, der aber nicht in die drückende Stimmung hineinpassen würde. Die Missionsziele, die ihr erhaltet und erfüllen müsst, gestalten sich meist als Geschicklichkeitsaufgaben, bei denen ihr gewisse Tastenkombinationen eingeben müsst. Ein paar knackigere Aufgaben, die Hirnschmalz erfordern, gibt es aber auch. Nicht immer ist von Anfang an klar dargelegt, was genau ihr dabei machen müsst, was für etwas Frust sorgen kann. Das ist wohl die Erbsünde des Point-And-Click-Adventures.

Kleinere Schnitzer im ansonsten stimmungsvollen Space-Thriller

Ein bisschen mehr Intuitivität wäre in dieser Hinsicht wünschenswert gewesen. Durch die Linearität der Handlung und die Beschränkung eurer Interaktionsmöglichkeiten mit der Spielwelt ist auch der Wiederspielwert vergleichsweise gering ausgefallen, was angesichts des monumentalen Produktionsdesigns ausgesprochen schade ist. Dennoch sei das Spiel jedem ans Herz gelegt, dem allein diese bombastische Hommage an den klassischen Space-Horror mehr als zusagt. Deutlich an „2001: A Space Oddysey“ und artverwandten Filmen wie „Life“ oder auch „Gravity“ angelehnt, merkt man OBSERVATION die Liebe zum Detail in nahezu jeder Sekunde der Spielzeit an.

Dabei bringt das Spiel durch seine ungewöhnliche Perspektive sowie natürlich den Details der Story genügend eigenes Flair mit, um nicht zur reinen Epigone zu verkommen. Es hat genug eigenes Charisma, um sich abzuheben. Und es ist eine erfrischende Abwechslung vom üblichen Gaming-Gulasch, der speziell im AAA-Sektor derzeit auf uns einregnet. Antesten empfohlen.

08.07.2019

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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