One Tail, One Head - Worlds Open, Worlds Collide

Review

ONE TAIL, ONE HEAD sagen „Adé“. Immerhin verabschieden sich die Trondheimer würdig, wenn auch nicht überwältigend. „Worlds Open, Worlds Collide“ ist gleichzeitig Debütalbum und Schlussakt in einem und fasst den qualitativ spannenden Werdegang der Norweger konsequent zusammen.

„Worlds Open, Worlds Collide“ zeigt die Nidrosian-Handschrift

Es riecht bei ONE TAIL, ONE HEAD einfach vermodert, alt und räudig. Gleichzeitig bleibt das Quartett aber stets wunderbar eingängig, böse und mitreißend. Dies ist der orthodoxe Black Metal, der in Szenekreisen schon durch die Demos und EPs mächtig alten Staub aufgewirbelt und der Band zu einem kleinen Kultstatus verholfen hat. Auch der Start in „Worlds Open, Worlds Collide“ bringt die Trademarks klar zum Vorschein. Kompromisse, mitnichten. Die Nidrosian-Handschrift lauert hinter jedem Riff und auch dem fies rödelnden Sound.

Da darf auch der Bass bedrohlich brummen, die Gitarren in dünnerem, manchmal thrashigem Gewand unheilvoll surren und Luctus (u.a. BEHEXEN, MARE, DARVAZA) boshaft knurren, röcheln und zwischenzeitlich gar auflachen („Stellar Storms“). Dass unterschwellige Melodien das finstere Gesamtbild ebenso prägen wie gelungene Tempowechsel, die von spannungsgeladener Langsamkeit zu explosiven Uptempo-Momenten reichen, zeigt, dass ONE TAIL, ONE HEAD genau wissen, was sie da tun. Denn „Worlds Open, Worlds Collide“ zeigt im Gesamten ein herrlich bösartig verzogenes Grinsen, das bei aller inhaltlichen Ernsthaftigkeit auch ganz schlicht zum Headbangen anregt.

Im Vergleich zu den, in Sachen Spielzeit, knackigeren Veröffentlichungen bleibt dem Album aber das Tor zur ganz großen Nummer versperrt. Während sich gerade zu Beginn, wie im Titeltrack „Worlds Open Worlds Collide“, zwischendrin in „Rise In Red“ oder dem bestialisch guten Zehnminüter am Ende („Summon Surreal Surrender“) viel Pfeffer in den Songs findet, geht die Würze immer mal wieder verloren.

ONE TAIL, ONE HEAD verabschieden sich würdig

Die ganz okayen Ambient-Zwischenspiele sind nicht das Problem, sondern vielmehr die Gesamtlänge des Albums. Auf EP-Level gebündelt, könnten ONE TAIL, ONE HEAD ihren Ausnahmestatus auch hier locker untermauern, auf voller Albumdistanz verliert sich das rohe Treiben aber zwischenzeitlich … womit wir auch beim Ende wären, und das im wahrsten Sinne des Wortes. „Worlds Open Worlds Collide“ sollte bei jedem, der dem Nidrosian Black Metal etwas abgewinnen kann, zweifelsfrei im Schrank stehen – zieht man aber beispielsweise den Vergleich zum aktuellen MARE-Werk wird klar: Es gibt zwingendere Alben in diesem Jahr, und das sogar aus demselben Trondheimer Kollektiv.

31.10.2018

Chefredakteur

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