Onheil - Razor

Review

Wow, cooles Cover! Und die Produktion! Es scheint, mit den holländischen ONHEIL wäre eine weitere Band auf dem Weg, sich aus dem untergründigen Black-Metal-Sumpf zu emanzipieren. Grund genug dazu gibt es ja. Die sich selbst nach etlichen Besetzungswechseln fürdehin als die „neuen“ ONHEIL bezeichnenden Niederländer können nicht nur auf eine ganze handvoll Demos und EPs zurückblicken, zusätzlich liegt nun auch mit „Razor“ das erste echte Album vor.

Während die Band in ihren beinahe 10 Jahre zurückliegenden Anfangstagen noch so lupenreinen BM als Soundmerkmal für sich beanspruchten, dass sogar das einstige Enfant terrible der Deutschen Szene, NARGAROTH, des Riff-Plagiarismus bezichtigt wurde, ist die Sachlage auf „Razor“ eine andere. Die Eröffnung des Albums lässt stutzen: „Nemesis‘ Light fading“ ist richtiggehend zahm und schmiegt sich so sehr ans Gehör, dass man meinen könnte, CHILDREN OF BODOM zu hören. Und nein, das ist überhaupt nichts Gutes.

Ganz so schlimm gestaltet sich der Verlauf der restlichen zehn Stücke dann aber doch nicht, bereits das schnelle und sehr aggressive „As Hope Dies“ hat ordentlich Cohones. Insgesamt schmeißen ONHEIL nicht zu knapp mit verschiedenen Spielweisen um sich. Während in „Day Of Departure“ eine orientalisch wirkende Leadgitarre die Aufmerksamkeit auf sich zieht, balanciert das Gros der Stücke irgendwo zwischen kernigem, schwarzem Heavy Metal und einen Hauch zu poppigem Swedish Black/Death Metal. Das Schielen gen kommerziellem Erfolg kann man der Band mit den inzwischen drei(!) Gitarristen angesichts der Leichtigkeit der Kompositionen kaum absprechen.

Diesen Flirt mit der nächsthöheren Einkommensklasse nehme ich ihnen dafür aber auch nur ein Mal richtig übel: „Rain Of Fire“ startet mit einem wirklich unfassbaren, kalten Black-Metal-Riff, dass mir regelmäßig Gänsehaut von den Haarspitzen bis unter die Fußsohle verpasst. Verdammt, mehr davon! Leider bleibt dieser – zugegeben sehr persönliche Wunsch – unerfüllt. Der Rest von „Razor“ enthält im Wesentlichen eingängigen, extremen Metal. Professionell aufgezogen, in technischer Perfektion zelebriert und ausgewogen komponiert. Für mich eine Spur zu perfekt und anbiedernd, objektiv jedoch überaus rund, vielseitig und stimmig. Daumen hoch!

14.05.2009
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