Oranssi Pazuzu - Kosmonument

Review

Die spleenigen Kosmonauten ORANSSI PAZUZU melden sich zwei Jahre nach ihrem starken Debüt „Muukalainen Puhuu“ zurück. Und das brandaktuelle „Kosmonument“ macht genau da weiter, wo der Vorgänger sich verabschiedete. Noch immer setzt es düstere, hypnotisch vorgetragene Fauch-Gesänge zu flächig-spacigen Sounds, welche uns stets in den hintersten Winkel des überdimensionierten Raumgleiters entfühen, dorthin, wo man im Halbdunkel der Endloskorridore nicht entscheiden kann, ob es sich bei den schwarz-glänzenden Leitungen wirklich um irendwelche Kabel oder doch um seltsam organisch-schuppige Tentakeln eines auf den geeigneten Zeitpunkt wartenden Alien handelt…

Diese Atmosphäre, welche in den Überlängetracks stets beibehalten wird und wirklich abgedreht tönt (hier passt das Wort einmal) führt nie aus den dunklen Gängen fort und wenn doch, lauert hinter der nächsten Biege schon das nächste Unheil. Die Kunst von ORANSSI PAZUZU liegt darin, diese latente Angst musikalisch abzubilden, das Unheilsschwangere sozusagen zum Dauerzustand werden zu lassen. Space- und Postrock kreieren düstere Schwere, Schwarze Löcher sind immer in der Nähe, drohen uns zu verschlingen, einzusaugen, einzuatmen.

ORANSSI PAZUZU sind für eine finnische Black Metal-Band erstaunlich asymmetrisch, soll heißen Ausflüge in zuckrige Gefilde finden nicht statt. Die Wurzeln der Band liegen auch im psychedelischen Bereich, denn es wabert, blinkert und schimmert, während ein eigenwilliger Trance-Groove den Rahmen der Songs bildet. In „Uusi Olento Nousee“ schwirren dazu noch metallische Insekten durch verhallte Gänge und Korridore, doomartig walzt schwarze Materie unendlich langsam näher, bricht sich Bahn.

Immer wieder mäandern die Sounds collagenartig durch die Galaxy, zerfasern, um sich an anderem Orte zu verdichten. ORANSSI PAZUZU machen wirklich sehr feine Musik. Die Blumen des Bösen wuchern stetig, unbeirrbar von Zeit und Raum. Was mir sehr gefällt ist dieser hintergründige Rhythmus, dieses Riffing, welches nicht hart anschlägt, sondern dafür nachdrücklich hypnotisiert, manipuliert, sich ins Stammhirn fräst.

Und wer genau hinhört, wird bemerken, dass die Finnen gar nicht so weit weg sind, wie sie uns glauben machen wollen, denn ihr Cruiser hat durchaus auch Musik aus Erdenzeiten an Bord: nachdem sich stählerne Leitungen biegen und eigenartiger Hall zwischen all den Kondensatoren, Turbinen und Generatoren schwirrt, erkennen wir doch auch melodische Aspekte aus der Zeit des „Blackwater Park“. Dort müssen die Vorfahren der Leute, welche nun das Raumschiff steuern, einst irgendwann gewesen sein, das weit ausgreifende „Andromeda“ erinnert in sehr melancholischer Weise daran, allerdings auch an BURZUM oder BERGRAVEN. Zunächst integrieren ORANSSI PAZUZU  bedrückend leiernde Töne einer Alarmanlage in ihre flächigen Sounds (wie es anstrengender auch AGALLOCH vor Jahresfrist taten), dann ertönt eine böse Stimme aus dem Off und erhöht den Einsamkeitsfaktor des Hörers beträchtlich.

„Loputon Tuntematon“ enthält ab Minute 2:50 eine wunderbare Adaption dieses unglaublich guten „The Moor“-Themas aus OPETHs „Still Life“ (Minute 6:00), dieses Zitat ist dermaßen gelungen, weil so überraschend und mit Verve integriert in diesen pechschwarzen Hohepriester-Song, dass die Repeattaste sich von selbst zu Wort meldet.

Diese Finnen sind wirklich eine Ausnahme. Alben, welche einem schon anfangs sehr gefallen, jedoch Facetten enthalten, die sich erst nach und nach erschließen, sind immer besondere Highlights. Dies hier ist so eines.

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31.10.2011
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